29. Oktober – 26. November 2022
„Erinnerungen an das Unbekannte“
Darum kreise ich mit meinen Gedanken, mit Stift und Pinsel - Sabine Friebe Minden, Malerei, Zeichnung
• Eröffnung: Samstag, 29. 10. 2022 ,19.00 Uhr
Begrüßung: Dorothea Paschen, Ehrenvorsitzende der GEDOK Heidelberg
Einführung: Dr. Klemens Wild
GEDOK-Galerie, Römerstrasse 22, 69115 Heidelberg www.gedok-heidelberg.de
geöffnet Mittwoch und Freitag 16-19 Uhr, Samstag 11-14 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Friebe-Minden@t-online.de
Zusätzliche Öffnungszeiten: Donnerstag, 10.11.2022 16-19 Uhr, Sonntag, 20.11.2022 15-17 Uhr
Rahmenprogramm:
• Künstlerinnengespräch: Freitag, 11.11. + 25.11.2022, 17 Uhr
• Lesung: „Bewahren und Erinnern - eine Form der Begegnung“
Donnerstag, 10. November 2022, 19.00 Uhr
Lesung mit Marion Tauschwitz
• Konzert zur Ausstellung
„Klingende Spurensuche Osteuropa“
Aufführung: Sonntag, 20. November 2022, 17.00 Uhr
Musikerinnen: Almut Werner, Blockflöten, Brigitte Becker, Klavier
„Der Onkel spielt auf dem Akkordeon, Großeltern, Eltern, Kinder versammeln sich im Kreis, fassen sich an den Händen, an den Armen und tanzen den Hora. Einen Kreistanz, der traditionell an Festtagen getanzt wird. - Ich erinnere mich gut, berichtet die Künstlerin Sabine Friebe-Minden, „es war immer an Ostern. Die ehemaligen Bewohner eines Dorfes an der Schwarzmeerküste, die in Folge des zweiten Weltkrieges in alle Himmelsrichtungen verstreut wurden, reisten aus allen Gegenden Deutschlands und aus dem Ausland an, aus Österreich, den USA, Kanada und Brasilien, um gemeinsam zu feiern. Es wurde gegessen, erzählt, gesungen, Musik gemacht, getanzt. Ein fröhliches Zusammensein von Menschen, die durch das Schicksal getrennt worden waren und doch verbunden geblieben sind.“
Die Erinnerung an diesen Tanz, an das Verbundensein, aber auch an das Sich-Trennen, das Sich-Verlieren, das ist der Ausgangspunkt für die Werkreihe „Erinnerungen an das Unbekannte“.
Grundlage der Arbeiten sind persönliche Erinnerungen, mündliche Überlieferungen, Aufzeichnungen und alte Fotografien, die zum Teil auf der Rückseite beschriftet sind.
Die meisten der auf den Fotografien abgebildeten Personen sind inzwischen bereits verstorben. Mit dem Blick auf diese Fotos und dem Blick zurück versucht Friebe-Minden die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verknüpfen. Dahinter steht der Wunsch, sich diesen Menschen anzunähern, ihre Geschichte und ihre Geschichten zu bewahren und ihre Bedeutung für die eigene Geschichte zu begreifen.
Die alten Bilder und Erzählungen, Aufzeichnungen und eigene Erinnerungsfetzen werden in Zeichnungen, Collagen und in der Malerei bildlich festgehalten, bevor sie sich auflösen und drohen, ganz verloren zu gehen.
In der Recherche blieben Leerstellen, sehr oft, wenn es um die Beschreibung der Frauen geht. Im künstlerisch kreativen Prozess füllt Sabine Friebe-Minden diese Leerstellen. Sie vervollständigt das Bild, stellt die Bedeutung dieser Menschen und ihren Beitrag zur Geschichte dar und würdigt in besonderer Weise ihre Leistungen, die häufig im Verborgenen blieben.
Wo sind unsere Wurzeln? Was ist in unserem Erbgut verankert? Was prägt uns, was macht uns aus? Wo entdecken wir sich wiederholende Muster, wo lösen sich diese auf? Inwieweit haben uns unsere Familiengeschichte und Familiengeheimnisse geprägt? Was wollen wir bewahren, wovon wollen wir uns befreien und was wollen wir verändern und verändert weitergeben?
Über die persönliche, individuelle Geschichte hinaus spannt die Künstlerin den Bogen zu allgemeinen Fragestellungen und möglichen Antworten.
Die Idee des Tanzes, die Verbundenheit beim Tanz durch die Hände ist Ausgangspunkt für Zeichnungen und Acrylbilder. Die Erinnerung an die Tradition des gemeinsamen Tanzens und Feierns in der Familie ist da, wird zwar sichtbar nicht mehr in dieser Form gelebt, bleibt aber ein prägendes Erbe. Auch der Kontrast zwischen Verwurzeltsein und Entwurzeltsein ist ein Thema der Ausstellung in der GEDOK Galerie in Heidelberg.
Im künstlerisch kreativen Prozess bedient sich Friebe-Minden wissenschaftlicher Modelle und archetypischer Symbole um diese Fragen in ihren Werken zum Ausdruck zu bringen. Die DNA als Trägerin unseres Erbgutes, Treppenstufen als Zeichen von Entwicklung und Voranschreiten, das Labyrinth als vielfältiges und spirituelles Symbol für den Lebensweg, die Suche nach Sinn, als Symbol für das Geheimnis von Leben und Tod. Die Doppelhelix wird in den Zeichnungen mit diesen Symbolen variiert. Hände, DNA-Stränge und weitere Symbole überlagern sich und verschlingen sich ineinander. Die Kompositionen verweisen damit auf ein Wechselspiel und ein Sich-Durchdringen komplexer zeitlicher und räumlicher Dimensionen. Vergangenheit und Gegenwart überlagern sich, Sichtbares und Unsichtbares greifen ineinander.
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