Künstlerinnen der GEDOK Heidelberg im neu gewählten Vorstand der BundesGEDOK stark vertreten! via GEDOK Heidelberg, 30.10.2022
BUNDESFACHBEIRÄTINNEN FÜR ANGEWANDTE KUNST / ARTDESIGN DES GEDOK BUNDESVERBANDES e. V.
Angelika
Karoly, GEDOK Heidelberg.
Angelika Wild-Wagner , GEDOK (Bundesfachbeirätin außerhalb des Vorstandes)
SCHRIFTFÜHRERIN im Bundesvorstand:
Elsa
Hagelskamp, GEDOK Heidelberg.
Silke Prottung, GEDOK Heidelberg, Newsletter für
Angewandte Kunst.
Herzliche Glückwünsche und Dank für so viel Engagement!
Die neue Präsidentin ist Béatrice Portoff (GEDOK Wiesbaden), ihre beiden Stellvertreterinnen sind Ing Ohmes (GEDOK Freiburg) und Brunhild Fischer (GEDOK Mitteldeutschland), die alte und
neue Schatzmeisterin ist Irmela Fröhlich.
Was macht uns aus? • Vernissage in der GEDOK-Galerie
RNZ. Die Künstlerin Sabine Friebe-Minden greift in ihrer Kunst grundlegende, universelle Fragen auf: Wo liegen unsere Wurzeln? Was ist in unserem Erbgut ver- ankert? Was prägt uns darüber
hinaus, was macht uns aus? Was wollen wir bewahren, wovon wollen wir uns befreien? Am Samstag, 29. Oktober, wird nun ihre Ausstellung „Erinnerungen an das Unbekannte – Darum kreise ich mit meinen
Gedanken, mit Stift und Pinsel“ um 19 Uhr in der Ge- dok-Galerie, Römerstraße 22, eröffnet. Zur Begrüßung spricht Dorothea Paschen, Ehrenvorsitzende der Gedok, die Einführung übernimmt Dr.
Klemens Wild.
Die Erinnerungen an den traditionellen Kreistanz der ehemaligen Bewohner eines Dorfes an der Schwarzmeerküste, die in Folge des Zweiten Weltkrieges in alle Himmelsrichtungen verstreut wurden, an
das Verbundensein, aber auch an das Sich- Trennen, das Sich-Verlieren sind Ausgangspunkt der Werkreihe „Erinnerungen an das Unbekannte“. Neben persönlichen Erinnerungen bezieht sie ebenfalls
mündliche Überlieferungen, Aufzeichnungen und alte Fotografien in ihre Arbeiten ein.
Darüber hinaus tauchen in ihren Werken wissenschaftliche Modelle und archetypische Symbole auf. Die DNA als Trägerin unseres Erbgutes, Treppenstufen als Zeichen von Entwicklung und
Voranschreiten, das Labyrinth als vielfältiges und spirituelles Symbol, Hände, DNA-Stränge und weitere Symbole überlagern sich und verschlingen sich ineinander. Anschließend ist die
Ausstellung Mittwoch und Freitag von 16 bis 19 Uhr und Samstag von 11 bis 14 Uhr zu sehen.
„Erinnerungen an das Unbekannte“ • Künstlerin Sabine Friebe-Minden.
RNZ 08./09.Oktober 2022
Dem Raub der Zeit ausgesetzt
Claudia Urlaß und das Künstlerduo Barbara Guthy und Soana Schüler bringen Kunst „Auf den Punkt“
Von Matthias Roth
Leider gibt es Vorurteile, die unausrottbar scheinen. Etwa jenes, dass Frauen auf Emotionen abonniert seien, während Männer analytisch vorgingen. Claudia Urlaß etwa hat als Meisterschülerin
von Prof. Silvia Bächli und Michel Gholam auch Mathematik studiert, und ihre Arbeit ist dem Konstruktivismus und der Konkreten Kunst zuzurechnen. Sie nutzt Fibonacci-Reihen und andere
mathematische Problemstellungen, die mit abgezählten Klebepunkten abstrakte Muster ergeben. Aber Urlaß zeichnet auch in eher meditativer Weise mit vielen Tausend Bleistiftstrichelchen, die als
„Gewebe“ einen Kreis von gut einem halben Meter Durchmesser bilden. In der GEDOK-Galerie Heidelberg kann man diese erstaunlichen Arbeiten nun sehen.
„Auf den Punkt“ heißt die Ausstellung, die das Künstler-Duo Barbara Guthy und Soana Schüler mit Objekten und Fotos erweitert, die ihre „Land-Art“ dokumentieren. Hier spielt die Form des Kreises
eine herausragende Rolle, auf den sich die meisten Arbeiten beziehen. In der GEDOK-Galerie kann man etwa einen Ring aus verkohlten Schilfwurzeln („Transformation“, 2022) bestaunen, dessen
knochige Einzelteile sich frei verknoten.
Die 1961 geborenen Künstlerinnen, die seit 2002 zusammenarbeiten, benutzen Naturmaterialien, etwa verkohlte Linsen in Wachs auf Papier, was bei zahlreichen gezeigten Wandbildern die Sache „auf
den Punkt“ bringt: Es sind Reflexe ihrer Arbeiten in freier Landschaft, die sie international, aber auch in der Region (etwa als „Radiale“-Beitrag auf dem Dilsberg) realisierten und die oft
gezielt dem Raub der Zeit ausgesetzt werden. Umfangreiche Foto- und Filmdokumentationen sowie Bücher halten diese Objekte fest. Vergänglichkeit und Neuanfang, Wildwuchs und der Eingriff des
Menschen: Das sind Themen, die diesen Objekten immanent sind.
EIN SINNLICHES FEUERWERK
Mit Ihrer neuen CD „CELLO CANTABILE“ begeistern Alexandra Netzold, Violoncello und Brigitte Becker bereits via Spotify und Deezer Tausende von Zuhörern weltweit.In den legendären
Bauer Studios in Ludwigsburg unter dem Label SACRAL entstand ein Album der Extraklasse.
Im Vorwort zur CD schreibt Alexandra Netzold: „Beim Cellospielen fühle ich mich immer wie ein Sänger, ich habe eine einzige Stimme, die schönste Stimme, die man nur haben kann.“ Kein Geringerer,
als der legendäre Weltklassecellist Mstislaw Rostropowitsch kreierte dieses wunderbare und treffende Zitat während unserer Zusammenarbeit für ein internationales Konzertprojekt im Juni
2005. Geprägt durch diesen epochalen Satz, entstand nun die Idee zur neuen CD „CELLO CANTABILE“ mit Liedkunst von Robert Schumann,Johannes Brahms, Clara Schumann, Gabriel Faure, Sergej
Rachmaninoff und George Gershwin. In all diesen Liedern „singt“ das Cello sowohl in allen Stimmlagen, mal wie ein Sopran, mal wie ein Bariton , als auch in den verschiedensten Genres und beweist
damit einmal mehr, daß von allen Instrumenten das C e l l o der menschlichen Stimme am nächsten ist."
In der romantischen Liedkunst, hier arrangiert für Violoncello und Klavier, die Alexandra Netzold und Brigitte Becker für ihr gemeinsames neues Album ausgewählt haben, stecken unendlich
viele Farben und Emotionen, die die beiden Künstlerinnen mit Herzblut und einem faszinierenden Hang zur Extravaganz herauskitzeln.
CELLO CANTABILE transportiert in jeder Sekunde die Faszination des „Liedes", sich an den Reizen des Schönen zu erfreuen. Die Musikerinnen spornen sich dabei gegenseitig zu virtuosen
Höchstleistungen an und lassen die bekannten Kunstlieder in ganz neuem Glanz erstrahlen. Ihre mitreißende Spielfreude überträgt sich im Nu und läßt CELLO CANTABILE zu einer wunderbaren
Sinnenfreude werden.
Der Titel CELLO CANTABILE spielt in den Werken der CD die zentrale Rolle. Dass man auf dem Cello gleichsam singen, also die menschliche Stimme imitieren könne, ist ein Kompliment, das
Weltklassecellisten gerne gemacht wird. Doch wenige haben es so verinnerlicht wie Alexandra Netzold. Die lyrisch-kantable Dimension ihres Instrumentes kostet sie in diesem Album so überragend
aus, daß es eine Freude ist. Immer fantastisch begleitend unterstützt von einer traumwandlerisch folgenden Brigitte Becker am Klavier.
Mit Johannes Brahms' „Meine Liebe ist grün“ beginnt diese beeindruckende Aufnahme voller Verve und Esprit in den höchsten Lagen ihres alten Italienischen Violoncellos von Hannibal Fagnola
traumhaftest singend. Wunderbar gefolgt von Gabriel Faurés „Après un reve“ und Robert Schumanns „Ich will meine Seele tauchen“ - elegant, innigst, zart. Ein musikalischer Hochgenuss! Edel
musiziert danach Johannes Brahms’ „Wiegenlied“ , Gabriel Faurés „Berceuse“ und Robert Schumanns „Widmung“ und „Ich grolle nicht“,
mit herausragendem Klang, selbst in den höchsten Cellolagen. Selten hört man solch eine Qualität des Ausdrucks und der lupenreinen Technik wie in Sergej Rachmaninoffs „Vocalise“ und mit George
Gershwins „Summertime“ und „I Got Rhythm“ beweisen die beiden Virtuosinnen Alexandra Netzold und Brigitte Becker, daß auch Jazzanklänge kein Problem für sie sind; im Gegenteil : Bei „Summertime“
hört man auf dem Instrument der Cellistin beinahe die berühmte Sopranistin Anna Netrebko edelst ihre Stimme in die höchsten Lagen hinaufschwingen und bei „I Got Rhythm“ fühlt man sich an die
elegante Leichtigkeit der weltbekannten Barbara Hendricks erinnert.
In diesen Bildern gibt es viel zu entdecken RNZ 29.4.2022
Philine Maurus zeigt in der Heidelberger GEDOK-Galerie ihre altmeisterlichen Ölgemälde voller Rätsel
Von Matthias Roth
Von Weitem oder beim flüchtigen Vorbeifahren mit der Straßenbahn könnte man meinen, es handele sich um Fotos von Bauten oder antiken Skulpturen, die in den Schaufenstern der Heidelberger
GEDOK-Galerie am Römerkreis ausgestellt werden. Aber Philine Maurus, die hier etwa 20 Bilder zeigt, ist Malerin, und Öl auf Leinwand ist ihr bevorzugtes Material. Allerdings ist die Leinwand
auf Holzplatten aufgezogen, was eine „harte“ Mal- weise ermöglicht, wie die Künstlerin betont. „Der scheinbare Realismus meiner Bilder ist nicht zuverlässig.“.
Die bald 80-Jährige stammt aus einer Theaterfamilie: Die Mutter war Schauspielerin, der Vater Regisseur, „in Düsseldorf, unter Gründgens“, erzählt sie fast beiläufig. Sie selbst arbeitete
lange als Kostümbildnerin, auch in Heidelberg. Als Malerin sei sie Autodidaktin, orientiert am Vorbild Caravaggio, weniger an de Chirico, der ihr gelegentlich unterstellt wird.
Über Vermeer unterhalten wir uns später sehr angeregt, und dessen Bilder kennt sie auch sehr gut; sie hat ihn früher sogar parodiert.
Zuletzt wurde ihr in Heidelberg 2008 eine große Retrospektive im Kunstverein ausgerichtet, wo der „Andere Blick“ auch einigen Heidelberg-Ansichten galt. Diese fehlen nun – bis auf eine Hofansicht
des Landfried-Komplexes (Sommerabend, 2014) mit Schornstein und Außen- Wendeltreppe. Dass es ihr Backsteinbauten angetan haben, zeigt sich auch in Ansichten aus Dresden (Heizkraftwerk, 2008),
Siena (Campo, 2013) oder in der „Straßenszene“ mit Brotverkäufer (2021) nach einem historischen Foto.
„Ich male altmeisterlich“, bekennt Philine Maurus, „immer von hinten nach vorne. Zuerst den Himmel, dann die Berge, dann die Stadt, dann die Schrottautos. Zuletzt die dürren Sträucher“, die
einem nur auffallen, wenn man genau hinsieht. Der erstaunliche Detailreichtum von „Death Valley“ lohnt die genaue Betrachtung: die runden Pfosten der Abgrenzung, die unterschiedlichen Bretter,
aus denen die Häuser gezimmert sind, der kaputte Rolladen, die unterschiedlichen Wrackmodelle – ein Bild voller Rätsel.
Genauso reichhaltig ist die grell ausgeleuchtete Straßenszene, die von zwei im Schatten stehenden Figuren vor gelbem Vorhang beobachtet wird. Alles ist heruntergekommen, die Ladenfenster genauso
wie die Markisen oder der von Moos befallene Mörtel der Ziegelbauten. Dennoch wirkt diese Straße aufgeräumt, geradezu blitzblank. Nicht nur diese Stadtansicht wirkt seltsam geisterhaft.
Wie lange sitzt man an einer solchen, mit feinem Pinsel fast pingelig-korrekt ausgeführten Arbeit? „Monate“, stöhnt die Künstlerin. Ihr Atelier sei klein, sie brauche wenig Raum zum Malen.
Meist habe sie in nur wenigen Sekunden die Idee zu einem Bild, verrät sie. „Der Rest ist Arbeit“, sprich: Handwerk. Ganz so einfach ist es aber nicht: Ein Bild mit einem Holzpalette, über der
ein Lappen hängt („Abbild“, 2017), gewinnt symbolhafte Kraft, wenn sie gesteht, es erinnere sie an die Boatpeople, die 2015 übers Meer flohen und das oft nicht überlebten. Der Lappen, der
letzte Rest eines Menschenlebens, erscheint zum Greifen plastisch: „Licht und Schatten, das habe ich bei Caravaggio gelernt!“ In diesen Bildern gibt es viel zu entdecken.
Info: GEDOK-Galerie Heidelberg, Römerstraße 22, bis 14. Mai. Geöffnet Mi+Fr 16-19 Uhr, Sa 11-14 Uhr und nach Vereinbarung.
Philine Maurus mit ihrer „Straßenszene“ (2021). Foto: M. Roth
Schwetzinger Zeitung - Rezension von Sabine Zeuner zur Ausstellung warm_zeit am 23.3.2022 in der Villla Meixner, Brühl
Auf die Dramaturgin folgt die Schriftstellerin RNZ 17.3.022
Die Heidelberger GEDOK hat mit Marion Tauschwitz eine neue Vorsitzende – Dorothea Paschen gibt nach acht Jahren die Leitung ab
Von Ingeborg Salomon
Wechsel im Vorstand der Heidelberger GEDOK: Nach acht Jahren als Vorsitzende übergab Dorothea Paschen jetzt den Stab an Marion Tauschwitz – auf die Dramaturgin und Schauspielerin folgt die
Schriftstellerin. Was schon ein wenig andeutet, wie vielfältig die Künstlerinnenvereinigung aufgestellt ist. Im Gespräch mit der RNZ zog Dorothea Paschen Bilanz und blickt in die Zukunft.
RNZ: Sie haben in den letzten acht Jahren als Vorsitzende die Aktivitäten der Heidelberger GEDOK geprägt. Was waren für Sie die herausragenden Ereignisse?
Als ich den Vorsitz 2014 übernommen habe, war ich kurz vor meinem Ausscheiden im selben Jahr 19 Jahre für Bündnis 90/Grüne im Gemeinderat tätig und dort auch im Kulturausschuss. Diese
Erfahrung hat der GEDOK viele Türen geöffnet. Während meiner Stadtratstätigkeit hatte die GEDOK bereits eine institutionelle Förderung bekommen. Ebenfalls 2014 konnte unsere Galerie in der
Römerstraße 22 eröffnet werden. Damit ist ein lang gehegter Traum wahr geworden. So hatten wir endlich einen Raum für Ausstellungen, Performances, spartenübergreifende Aufführungen und
literarisch-musikalische Darbietungen, und wir haben für unsere Mitglieder einen festen Treffpunkt. Im selben Jahr fand auch die Bundestagung der GEDOK in Heidelberg statt. Eine aufwendige Erfahrung! 2019 haben wir zu unserem 90. Geburtstag ein wunderbares, vielbeachtendes Fest organisiert unter dem
Motto „Netzwerkerinnen“. Besonders herausragend aber war und ist für mich die Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen aller Sparten, wodurch viele fruchtbare Veranstaltungen und persönliche
Erfahrungen entstanden sind.
Wie ist die GEDOK bisher durch die Coronazeit gekommen?
Wir mussten unsere Galerie sehr oft schließen und erfinderisch werden. Anfang 2021 haben wir aus dem Programm „Neustart Kultur“ Fördergelder bekommen, sodass wir in unserer Galerie vieles
verbessern konnten. Das Wichtigste war der Einbau einer Lüftungsanlage für Veranstaltungen, zumal es im Sommer wegen der großen Fenster auch oft sehr heiß war. Es gab kein W-Lan und kein
Internet, jetzt können wir viel besser arbeiten und auch streamen.
Der Vorstand wird immer für zwei Jahre gewählt, Sie hatten also vier Amtsperioden. Warum treten Sie nun nicht mehr an?
Wir machen diese Arbeit ja ehrenamtlich, wir haben kein Sekretariat und am Vorstand bleibt doch vieles hängen. Ich habe das all die Jahre wirklich sehr gerne gemacht. Wir sind zur Zeit 110
Frauen, dazu sechs männliche Kunstfördernde verschiedenen Alters, und wir haben ein sehr harmonisches Miteinander. Aber jetzt möchte ich für meine künstlerischen Tätigkeiten mehr Zeit haben
und die arbeitsintensive Verantwortung an die nächste Generation abgeben. Christel Fahrig-Holm bleibt ja zweite Vorsitzende, die Kontinuität ist also gewahrt.
Wohin soll die GEDOK sich in den nächsten Jahren entwickeln?
Wir werden unsere große Linie, spartenübergreifend zu arbeiten, beibehalten, wollen aber mehr die modernen Medien nutzen und hoffen natürlich auf Zuwachs vor allem von jüngeren Künstlerinnen.
Eine Idee ist auch, mehr Workshops anzubieten, vor allen für Jugendliche. Auch soll es mehr Kooperationen zwischen anderen künstlerischen Einrichtungen geben. Die GEDOK soll moderner werden.
Wie sieht es mit männlicher Beteiligung aus?
Mitglieder können in allen Sparten weiter ausschließlich Frauen werden, aber Männer können als Kunstfördernde beitreten und sind uns als Gäste und als Akteure sehr willkommen. Wir hatten ja
auch schon derartige Veranstaltungen, beispielsweise kürzlich eine literarisch-musikalische Aufführung mit Sonja Viola Senghaus und Rolf Verres.
Sie haben nun mehr Zeit für eigene Aktivitäten. Was haben Sie vor?
Ich möchte wieder mehr schauspielerisch und dramaturgisch arbeiten und habe da auch schon einige Ideen und Angebote, außerdem bleibe ich weiterhin Erste Fachbeirätin für Darstellende Kunst in
der Heidelberger GEDOK.
Marion Tauschwitz wurde 1953 in Offenburg geboren, hier verbrachte sie ihre Schulzeit. In Heidelberg studierte sie Germanistik und Anglistik und legte zwei Staatsexamen ab,
bevor sie begann, als freie Dozentin und Autorin zu arbeiten. Ab 2001 war sie eine enge Vertraute der Dichterin Hilde Domin, der sie bis zu deren Tod 2006 zur Seite stand. Über ihre Freundin hat
Marion Tauschwitz mehrere Bücher geschrieben und herausgegeben. Für ihre 2014 veröffentlichte Biografie über Selma Meerbaum-Eisinger zeichnete sie die Internationale Autorinnenvereinigung zur
Autorin des Jahres aus. Außerdem veröffentlichte sie eine autobiografische Novelle und einen Roman. Tauschwitz lebt in Ziegelhausen und ist u. a. Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller und
Fachbeirätin Literatur der GEDOK Heidelberg. 2018 wurde sie Mitglied des Pen-Zentrums Deutschland.
Magische Räume und öffentliche Orte
Die Heidelberger GEDOK-Galerie präsentiert Ölmalerei von Katja Hess und Christel Fahrig-Holm
Von Susann Behnke-Pfuhl ( RNZ, Heidelberger Nachrichten, Feuilleton 11.3.2022)
Nach zwei Jahren die erste Vernissage mit Publikum in der eigenen Galerie in der Römerstraße: Eigentlich ist das ein Grund zur Freude für die erste GEDOK-Vorsitzende Dorothea Paschen, doch auch
diese Veranstaltung wird von der Sorge über den Angriffskrieg Russlands überschattet. So drückte sie in ihrer Einführung ihr Mitgefühl für die Ukrainer aus. „Treffpunkt Kunst“ heißt die
Doppelausstellung der Malerinnen Christel Fahrig- Holm und Katja Hess. Der Titel spricht die Kunstwelten und öffentlichen Orte an, in denen die beiden sich zu Hause fühlen und die in ihren
Bildern gespiegelt werden. Eine gemeinsame Vorliebe haben beide auch für den britischen Maler David Hockney.
Christel Fahrig-Holm lebt seit 35 Jahren in Heidelberg und stellte unter anderem schon mehrfach bei der Willibald-Kramm-Preisstiftung aus. Sie zeigt neue Arbeiten: Innenräume von Museen,
berühmte Cafés und Stillleben. Ihre Bilder sind realistisch gemalt, bei genauerem Hinsehen jedoch entfalten Gegenstände und Figuren ein Eigenleben. Sie erscheinen verändert, werfen wie in dem
Werk „Museumsnacht“ eigenartige Schatten, die Skulpturen bewegen sich, Statuen klemmen sich Mäntel unter den Arm. Eine geheimnisvolle Atmosphäre entsteht. Im Bild „Musée Rodin“ werden Objekte,
wuchernde Zimmerpflanzen und Besucher dramatisch beleuchtet. Licht und Schatten entsprechen nicht der Realität.
Fahrig-Holm lasiert ihre Bilder in vielen Schichten und arbeitet vom Dunkel ins Helle. „Der Raum beginnt im Laufe des Malens Magie zu entwickeln“, sagt die Künstlerin. Sie ist fasziniert vom
unerschöpflichen Thema des Raums und seiner verborgenen Möglichkeiten. Manche Bilder erinnern an Karin Kneffel, die ebenfalls Raum- und Realitätsebenen im Bild vereint.
Katja Hess dagegen, die in den Niederlanden und den USA ausgebildet wurde, wählt nach eigener Aussage ihre Sujets „mit einem Augenzwinkern“. Statuen aus dem 19. Jahrhundert, die sie im Museum
studiert hat, dienten als Vorlage für die Götter der griechischen My- thologie, die in ihren Bildern auf Gemälde der modernen Kunst von Henri Matisse, Tom Wesselmann oder David Hockney
blicken. Hess hat keine Hemmungen die berühmten Vorlagen nach ihren Vorstellungen zu interpretieren.
Gefallen ihr die Farben der Originale nicht, verändert sie sie. Hess fokussiert sich auf die Interaktion des Betrachters mit dem Kunstwerk. In der Arbeit „Nackte Verwirrung“ von 2017 fixiert die
antike Heldin den berühmten liegenden Frauenakt „The Great American Nude“ des Pop Art-Künstlers Tom Wesselmann. Die stark stilisierte weibliche Figur mit den knallroten Lippen, die die neue
Freundin des Künstlers zeigt, gehört zu den Ikonen der Kunstgeschichte. Die Gegenüberstellung der beiden Frauen hat etwas Frappierendes, auch wenn sich Wesselmann bei diesen Bildern vor allem
auf Matisses Odalisken bezog.
i Info: „Treffpunkt Kunst“, GEDOK Galerie, Römerstr. 22, bis 2. April. Geöffnet mi und fr von 16 bis 19 Uhr, sa von 11 bis 14 Uhr.
Schwetzinger Zeitung 26.11.2021
Historischer Ratssaal - Konzertlesung mit Lyrikerin Sonja Viola Senghaus und Pianist Rolf Verres
Konzertlesung in Speyer mit Sonja Viola Senghaus und Rolf Verres
Speyer. Wie viele andere ergriffen auch Lyrikerin Sonja Viola Senghaus und Pianist Rolf Verres die Chance, die ursprünglich für 2020 geplante Konzertlesung im historischen Ratssaal in Speyer
nachzuholen. „Zwischen Tag und Traum“ ist der fünfte Gedichtband der Autorin, erschienen 2019 im Azur Verlag, und sollte im Mittelpunkt des Abends stehen, den die beiden abwechselnd mit Klängen
und mit Worten füllten. Auch Verlegerin Gerlinde Kraus und die Speyrer-Künstlerin Gerdi König, Urheberin des Titelbildes, sitzen im Publikum.
„Meinen inneren Raum flute ich mit lichten Worten“, beschreibt das lyrische Ich in einem der Gedichte. In einem anderen heißt es „Hinter seiner Stirn ist alles Klang“.
Mit diesen poetischen Worten ließen sich auch die Akteure auf der Bühne beschreiben. Zu den sensiblen kurzen Gedichten der in Speyer ansässigen Sonja Senghaus improvisierte Rolf Verres , der
neben der Musik auch als Psychologe und Fotograf tätig ist, kraftvolle Stücke am Klavier, deren Töne mal wie gemächliche Schritte und ein anderes Mal wie ein wilder Galopp daherkamen.
Die Geschichte ihres Kennenlernens erzählte die mehrfache Autorin dem Publikum gleich zu Beginn: Während einer Klavierdarbietung am Seniorennachmittag habe sie ein Gedicht zu seinem Spiel
geschrieben, welches sie ihm anschließend zukommen ließ. Daraus entstand bald die Zusammenarbeit.
Wiederkehrende Motive
Da jedoch ihre Erzählung noch von einigen Problemen mit dem Mikrofon begleitet wurde, legte sie diese letzte Barriere zwischen sich und dem Publikum ab, bevor das erste Gedicht begann.
Wiederkehrende Motive zogen sich durch ihre Verse und schufen einen roten Faden für die Zuhörer: Musik, als verbindendes Element zwischen zwei Menschen, Sehnsucht in Form von Möwen, der Zustand
Melancholie, der Tag und die Nacht. Gerade der immer wiederkehrende Bezug zur Musik in den Worten schuf ein harmonisches Zusammenspiel zum begleitenden Klavier.
Bildhaft, feinfühlig und wortgewandt bewegten sich die Gedichte durch zutiefst menschliche Erfahrungen und Gefühle, die von Liebe bis zur Erkenntnis der Vergänglichkeit des eigenen Seins
reichten. Mit wenigen Worten entführt Sonja Viola Senghaus die Zuhörer und Zuhörerinnen in einen träumerischen Schwebezustand.
Erst als Rolf Verres ein Gedicht über einen verschlafenen Morgen im Bett humorvoll mit Schnarchen, statt mit dem Klavier untermalte, wurden sie für einen Moment aufgeweckt und lachten, bevor sie
erneut still und leise in der Klang- und Wortlandschaft abtauchten, die in dem historischen Saal geschaffen wurde.
Als das letzte Gedicht thematisch mit der Melancholie schloss, mit der der Abend ja schon begonnen hatte, fand der Gedichtvortrag einen gelungenen Abschluss. Ein letztes Lied erklang.
Schließlich überreichte man Blumen und lud alle Gäste an den Büchertisch sowie zu einem kleinen Essen in einem nahegelegenen Restaurant ein, um diesen Zeitpunkt zwischen Tag und Nacht noch nicht
enden zu lassen. DANIELA
GEIS
Susanne Neiss vor ihrer Fotoserie „Sometimes“ (2020), die zum ersten Mal gezeigt
wird. Die Ausstellung in der GEDOK-Galerie Heidelberg läuft bis 16. Oktober. Foto: MR.
"Oft ist es besser, nicht gleich zu
wissen, was man sieht." Warum? "Weil man dann genauer hinschaut."
Das Gespräch in
der Gedok-Galerie am Römerkreis in Heidelberg nimmt viele überraschende Wendungen. Die Künstlerin Susanne Neiss, in Worms geboren und ausgebildet in Mannheim an der Hochschule für Gestaltung (später: für Grafik bzw. neuerdings "für
Kommunikationsdesign"), fotografiert. Aber ihre Fotografien sehen selten wie Fotos aus und spiegeln schon gar nicht das ästhetische Ideal heutiger Handy-Knipserei.
Vielmehr scheinen ihre Bilder wie gemalt,
mit Licht gemalt, weitgehend abstrakt, oft mehrfach verspiegelt, in der Perspektive uneindeutig. Unschärfe überwiegt, Farbtöne changieren, konkrete Objekte treten wie hinter Vorhängen aus Licht
hervor. Kurz: Susanne Neiss "fotografiert" nicht im üblichen Sinn, sie macht Kunst mit Hilfe der Kamera.
Warum so viel Unschärfe, fragen wir.
"Vieles im Leben ist nicht so klar, wie wir das gerne hätten", antwortet sie. Die Wirklichkeit ist vieldeutig, die Wahrnehmung oft ungenau. Auch tagsüber: Neurologische Forschungen bestätigen,
dass unser Bewusstsein am Tag gar nicht viel unterschiedlicher arbeitet als in der Nacht. Wir durchträumen auch den Tag, blenden nur das meiste aus, damit wir den Weg wieder nach Hause zu finden.
Wir würden sonst wohl ziellos umherirren.
Zum ersten Mal zeigt Susanne Neiss hier
ihre achtteilige Serie "Sometimes" (2020). Sie entstand über einen längeren Zeitraum: Die ersten Bilder (obere Reihe) entstanden noch mit einer analogen Kamera, an einem heimatlichen See – als
der Filmtransport plötzlich streikte. So kam es zu Mehrfachbelichtungen von einer Hütte im Freien, die nun den Grundstock der Serie bilden.
Viel später wurden diese Aufnahmen mit
digitalen Bildern eines Marmeladenunglücks auf dem Küchenfußboden kombiniert: Hier ist die Undeutlichkeit des Fotografierten so groß, dass Assoziationen fast zwanghaft in eine von der Farbe Rot
dominierte Richtung gehen. Während die frühen Aufnahmen eine Außensituation zeigen, scheinen diese Bilder nach innen zu gehen und Szenen von Gewalteinwirkung zu beschreiben. Die Bilder beginnen,
eine Geschichte zu erzählen, und eine relativ scharfe Kante als Diagonale weckt Erinnerungen an ein Messer: "Es sei die Geschichte eines Missbrauchs", so die Künstlerin, "zumindest eines Traumas.
Das sagen jedenfalls viele, die diese Bilder zum ersten Mal sehen."
Diese Serie wird in der Heidelberger
Gedok-Galerie durch nicht sehr viele andere Bilder überlagert. Nur ganz wenige Einzelstücke wählte Susanne Neiss zusätzlich aus, sie zeigen Landschaften, die von Lichtreflexen oder Spiegelungen
konterkariert werden, oder einen wunderschönen Vogel vor gelbem Hintergrund: Auch hier sehen Auge und Verstand mehr, als tatsächlich da ist. Die Bewegung des Vogels, der sich von einem Ast
aufschwingt, scheint bei aller Unschärfe klar erkennbar – und dennoch handelt es sich bei dem fotografierten Objekt nur um ein Loch in einem Bauzaun. Der ästhetische Reiz gaukelt uns also
Realitäten vor, die so nicht existieren, und Susanne Neiss gibt Gelegenheit zur Überprüfung unserer Sinne. Die seit 1999 (Welde-Kunstpreis) mehrfach ausgezeichnete Künstlerin scheint zufrieden,
wenn wir uns haben täuschen lassen. "Als ich das Foto zum ersten Mal sah, dachte ich auch, ich hätte einen Vogel fotografiert!" Manchmal ist der Künstler eben selbst überrascht von seinem
Werk.
Info: "Sometimes – Bilder von Susanne Neiss", GEDOK-Galerie Heidelberg, Römerstraße 22, bis 16.
Oktober.
Rezension zum Vortrag von Michael Santak - Dank der neuen Klimaanlage mit Coronavirenfilter und der technischen Ausstattung der Galerie ist es jetzt möglich, multimediale Präsentationen in
der Galerie zu realisieren. Die GEDOK Heidelberg freut sich über Gäste und Mitglieder, die in der Galerie Vorträge und Workshops anbieten möchten.
Der Vortrag "Canzoni d’Amore" in der Gedok-Galerie befasste sich mit italienischen Pop-Klassikern.
16.08.2021, 18:00 Uhr Von Daniel Schottmüller
Heidelberg.
Spätestens seit Sportschau-Reporterin Jessy Wellmer die Italiener "mit einer halben Pizza" ins EM-Achtelfinale schicken wollte, ist Vorsicht geboten, was platte Italien-Klischees angeht. Das
macht die Aufgabe für Michael Santak nicht gerade einfach. Der Literaturwissenschaftler hat sich an diesem Sommerabend in der Heidelberger Gedok-Galerie die Aufgabe gestellt,
ausgerechnet die Sorte italienischer Liebeslieder zu kommentieren, die direkt ins Ohr geht, aber von Liebesklischees nur so trieft.
Bei seinen Textanalysen, die von A wie Adriano Celentano bis Z wie Zucchero kaum einen der großen italienischen Popstars ausklammert, wahrt der Mann mit der Brille einen distanzierten Blick. Als
es gegen Ende seines 90-minütigen Vortrags dann aber um den italienischen WM-Song "Un’ Estate Italiana" von Gianna Nannini und Edoardo Bennato geht, kann auch der Wissenschaftler nicht mehr an
sich halten: Santak lässt die italienischen Einsprengsel nur so auf sein Publikum herabprasseln, während er von der "Squadra Azzurra", dem "Catenaccio" und – das hätte Jessy Wellmer sicher nicht
fertiggebracht – vom "Calcio di punizione" (Strafstoß) schwärmt.
Ja, irgendwie wollen wir Deutsche halt einfach mitspielen, wenn wir nur lange genug in Kontakt mit der Sprache und dem Lebensgefühl der Italiener kommen. Diese Faszination zeigt sich bei "Canzoni
d’Amore" nicht nur an den trotz heißer Temperaturen voll besetzten Stuhlreihen in der Römerstraße 22. Sondern auch an den Liebesbeweisen deutscher Vorzeigedenker, mit denen Michael Santak seinen
Vortrag einleitet: "Ein tieferes Gefühl für die hohe Würde der Kunst", attestierte Johann Wolfgang von Goethe den Italienern. Friedrich Schiller wiederum schwärmte vom "Glanzgewimmel" im "zweiten
Himmel": Rom. Das einprägsamste Zitat, das Santak mitgebracht hat, ist allerdings keinem bekannten Urheber zuzuordnen: "Die Deutschen lieben die Italiener, aber sie schätzen sie nicht. Die
Italiener schätzen die Deutschen, aber sie lieben sie nicht."
Wer weiß, vielleicht könnte der erste dieser Sätze sogar auf den Vortragenden selbst zutreffen. Diesen Eindruck gewinnt man zum Beispiel, wenn Santak Eros Ramazzotti als "Soft Macho" bezeichnet
oder bezweifelt, dass Zucchero unter der Trennung von seiner Ehefrau gelitten hat ("wer’s glaubt, wird selig"). Immer wieder fühlen sich daher im Laufe des Abends Frauen im Publikum berufen, ihre
Lieblingssänger gegen solche Spötteleien zu verteidigen. Zu einem Bruch kommt es aber nicht. Spätestens wenn Santak "Azzuro", "Senza Una Donna" oder "Con te partirò" ablaufen lässt, singt der
ganze Saal geschlossen mit.
Jeweils im Anschluss liefert der Literaturwissenschaftler die deutsche Übersetzung und seine persönlichen Textinterpretationen mit. So sei etwa der Name der Angebeteten im Falle von Neks rockigem
"Laura non c’è" nicht zufällig gewählt: Santak erinnert an den Renaissance-Dichter Francesco Petrarca, der im 14. Jahrhundert seiner Liebe zu "Madonna Laura" in 366 sehnsuchtsvollen Gedichten
Ausdruck verliehen hat. Die aus der verweigerten Liebeserfüllung resultierende Spannung spiegelt sich für Santak auch im Text des Popsongs. Die Selbstinszenierung Eros Ramazzottis in "Cose della
vita" verknüpft der Wissenschaftler dagegen mit Don Giovanni aus der gleichnamigen Mozart-Oper: In beiden Fällen habe man es mit selbstbewussten Herzensbrechern, vielleicht sogar mit moralischen
Anti-Helden zu tun.
Die größte Überraschung des Abends präsentiert Santak aber zweifelsohne mit "Ti Amo". Gegen die deutsche Übersetzung von Umberto Tozzis Originaltext liest sich Howard Carpendales Variante
ziemlich langweilig. Warum? Weil sich Tozzi als "Toilettenpapierkrieger" bezeichnet – als Schmetterling, der am Busen seiner Geliebten zittert. Alles andere als ein Macho, wie Santak feststellt.
Für ihn werden in diesem Text aus den Siebzigern bereits die Erfolge der Frauen-Emanzipationsbewegung sichtbar. Ein schöner Kontrast zu den selbstgefälligen Liebhabern aus den vorherigen Songs –
und ein Klischeebruch, der diesen unterhaltsamen Abend wohltuend abrundet.
RNZ | Feuilleton am
05.05.2021
"Remembering Iceland" in der
Gedok-Galerie
Monika Maier-Speicher stellt neue
Acryl-Landschaften aus - "Was ich male, sind innere Bilder"
Von Matthias Roth
Heidelberg. Man ist versucht, die
Regenjacke zuzuknöpfen, sobald man die Gedok-Galerie in der Heidelberger Römerstraße betritt. Denn drei großformatige Arbeiten
von Monika Maier-Speicher überraschen den Besucher mit schäumender Gischt und spritzenden Wassermassen. Man hört es
rauschen, wenn man diese Bilder betrachtet, die jeweils ein mal ein Meter messen. Sie entstanden in Maier-Speichers Atelier in St. Ingbert im Saarland, aber die Eindrücke, die hier mit Acrylfarbe
eingefangen sind, stammen aus Island. "Remembering Iceland" heißt denn auch die Schau, die jetzt im Ausstellungsraum der Gedok zu sehen ist.
2008 war die Malerin zum ersten Mal auf
der Insel, auf der Eis und Lava ein in der Welt einmaliges Schauspiel bieten. "Damals war Island noch nicht touristisch gestylt, aber an der Insel wird auch immer noch gebaut: Die Vulkane
verändern viel", betont die Künstlerin im Gespräch. Viele Male haben sie und ihr Mann das Eiland inzwischen besucht, dennoch malt Monika Maier-Speicher ihre Bilder stets zu Hause. Allenfalls
Skizzen fertigt sie an - oft im Auto, während ihr Mann einsame Pisten befährt. "So entstehen irreale Landschaften auf dem Zeichenblock, denn die Strecken sind sehr holprig." Ein erster Schritt
zur Abstraktion der tatsächlichen Gegend, ein künstlerisches Sichentfernen von der reinen Abbildung. "Was ich male, sind innere Bilder", sagt sie, und die zackigen Skizzen helfen, die reale
Umgebung in ein künstlerisches Bild zu überführen.
So wirken viele ihrer Bilder eigentlich
gegenstandslos. Tritt man aber zurück, sieht man schroffe Felsen, herabstürzende Bäche, wirbelnden Wasserdampf. Starke Naturkräfte prägen den Gestus dieser Arbeiten. Aber Monika Maier-Speicher,
die 1953 in Singen geboren wurde und die "die Liebe" ins Saarland verschlug, malt auch kleinere Formate, etwa Miniaturen von 7,5 mal 7,5 Zentimetern.
Das Quadrat ist in den neueren
Landschaftsbildern das überwiegende Format. "Man muss nur eine Querlinie ziehen, schon sieht jeder Betrachter eine Landschaft." Dabei beginnt die Malerin oft mit unkonkreten Vorstellungen, trägt
Farbe auf die Leinwand auf, etwa ein Magenta-Rot, und lässt den Pinsel die Hand führen: "Der Flow ist wichtig", sagt sie, und oft ist am Anfang unklar, wo dieser Flow hinführt. Dabei arbeitet die
ausgebildete Malerin, die nach Studium in Weingarten und Karlsruhe Jahrzehnte im Schuldienst tätig war und erst danach in Kunstgeschichte promovierte, stets in Serien. "Ich male immer an mehreren
Bildern gleichzeitig." Nur der Farbklang bleibt dann erhalten: etwa aus Magenta, Türkisgrün, Ocker und Schwarz.
Monika Maier-Speicher sieht sich selbst
als Landschaftsmalerin und nennt Cézanne als ihr großes Vorbild. Aber einige Mini-Serien widmet sie auch Künstlerkollegen, mit denen sie sich während des Studiums befasste: Otto Greis oder Albert
Weisgerber, der in St. Ingbert geboren wurde. Andere "Minis" bilden seltsame Wesen ab: "Auf Island gibt es ein Ministerium für Trolle und Feen", erzählt sie, "und manche Leute sehen sie hier in
diesen kleinen Bildern."
Info: Gedok-Galerie Heidelberg, Römerstraße 22, bis 5. Juni.
Anette Riebel-Mehne zeigt "Allesdinge"__
Der Wind zeichnet zarte Linien - Neue Werke der Konzept-Künstlerin
Von Matthias Roth
Heidelberg. Künstler, so eine romantische Vorstellung, haben stets das Bedürfnis, sich auszudrücken, sich in den
Vordergrund zu stellen, ihren Gefühlen und Gedanken freien Lauf zu lassen. Man täuscht sich, denn das ist mitnichten immer der Fall. Manchmal treten sie auch ganz hinter ihr Werk zurück,
verschwinden fast als schaffende Persönlichkeit neben ihren Kreationen. Die aus Bensheim stammende, in Darmstadt und Trier zur Druckgrafikerin ausgebildete und in Weinheim lebende
Künstlerin Anette Riebel-Mehne gehört in diese
Kategorie von Kunstschaffenden, die konzeptuell arbeiten und sich als Person gern in den Hintergrund stellen. Das liest man schon an der Wahl der eher unscheinbaren Objekte ab, die sie für ihre
Arbeit aussucht, und das sieht man an einigen Werken, die sie jetzt in der
Gedok-Galerie in Heidelberg zeigt.
Da hängt zum Beispiel ein Tintenschreiber an einem Stoffband von der Decke, die Spitze berührt knapp den Boden, auf dem
ein Blatt Papier liegt. Ein schwarzer Fleck hat sich ausgebreitet, der von hauchdünnen Linien umgeben ist. Auch an anderen Stellen haben sich kleine Flecke auf dem Papier gebildet. "Es ist
relativ ruhig derzeit", sagt die Künstlerin, als wir sie in der Galerie besuchen, "es kommen nicht viele Besucher."
Man stutzt: Ist das eine Erklärung für die hier wie von selbst entstehende Zeichnung? Ja. Denn immer wenn die Tür aufgeht
oder Leute an dem von der Decke hängenden Band vorbei laufen, bewegt es sich vom Luftzug. Der Wind macht diese Zeichnung, und wir sehen andere Blätter, die am Tag der Eröffnung entstanden sind
und Leute kamen und gingen: Sie sind in der Bewegung heftiger und wesentlich reicher an Linien und dunklen Flächen. "Das ist Corona", denken wir laut, denn die Pandemie hindert die Leute daran,
sich das näher anzusehen, und so bewegt sich kaum etwas in diesem Raum. Die Künstlerin lächelt. Solche Arbeiten sind typisch für sie. Sie lässt dem Zufall Raum in ihren Werken, lässt sie wie von
selbst entstehen und wendet sich gern dem "Flüchtigen, Zerbrechlichen, Ephemeren" zu, wie die Zweite Gedok-Vorsitzende, Christel Fahrig-Holm, bei der Vernissage bemerkte. Und Monika
Maier-Speicher lenkte den Blick auf die "unentdeckten und deshalb unbeachteten Zustände", denen sich die Künstlerin zuwendet. "Der Moment, der Augenblick erfüllt mich", bestätigt Anette
Riebel-Mehne. Das habe sie in einem Begleitprogramm zum Studium erfahren, das "Playing Arts" hieß: Hier ging es darum, spontan auf etwas zu reagieren, ohne groß darüber nachzudenken. Hier habe
sie entdeckt, dass neben dem Beruf der Grafik-Designerin, der sehr viel Konzentration erfordert, doch auch noch etwas ganz anderes in ihr schlummert, nämlich die Lust, besondere Augenblicke zu
provozieren.
In der jetzigen Ausstellung mit dem Titel "Allesdinge" zeigt sie aber auch großformatige Fotografien, Detailaufnahmen,
die mit der Tiefenschärfe operieren. Streifen von Wellpappe, ein verdrehtes Stück einer Plastikflasche oder Ansichten eines aus Pappe gefertigten Behältnisses sind höchst kunstvoll ins Licht
gesetzt. Hier ist wenig bis gar nichts dem Zufall überlassen.
Gänzlich unpolitisch ist Anette Riebel-Mehnes Kunst auch nicht: Ein mit Schillers "Glocke" bedrucktes Tuch, das fast
achtlos am Boden liegt, weist auf die Rolle der Frau im 19. Jahrhundert hin sowie auf die Tatsache, dass sich in den Gedok-Räumen früher eine Wäscherei befand. Eher grafisch sind die Spuren, die
ein in Tusche getauchter Teebeutel oder die an Holzspießen befestigten Kohlestücke hinterlassen, wenn man sie über Aquarellpapier zieht: Kurze Videofilme zeigen die Vorgänge, und erstaunlich sind
die an Landschaften gemahnenden Ergebnisse. In einem Setzkasten finden sich dann allerlei Objekte, deren Unscheinbarkeit an die "arte povera" erinnern. Aber auch andere Assoziationen drängen sich
auf: etwa an die Kunst des Zen oder die grafischen Arbeiten eines John Cage, der das künstlerische Ego komplett aus der Kunst zu verbannen suchte.
Info: Gedok-Galerie Heidelberg, 22, bis 24. April. Anmeldung erwünscht mit E-Mail an info@gedok-heidelberg.de.
Räume der Erinnerung
Juliana Jaramillo und Margret Elsmeier-Stripf lassen Objekte und Druckgrafik in der GEDOK-Galerie Heidelberg in Dialog treten
Von Julia Behrens RNZ vom 12.12.2020
Sie passen erstaunlich gut zusammen: Die Keramiken von Juliana Jaramillo und die Grafiken von Margret Elsmeier-Stripf, die zurzeit in der Ausstellung „Von Menschen
und Dingen“ in der Heidelberger GEDOK-Galerie in der Römerstraße zu sehen sind. Die Werke bewegen sich in einem interessanten Spannungsfeld zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion und
harmonieren stellenweise auch farblich miteinander. Da schwebt zum Beispiel ein Duo von Radierungen in Form von gelben und grauen „Steinen“ über einer schwarz-gelb-grau gestreiften Schale im
Schaufenster des ehemaligen Ladengeschäfts.
Juliana Jaramillo stammt aus Kolumbien. Sie studierte dort Architektur und arbeitete in den USA, bevor sie vor gut 30 Jahren nach Deutschland kam. In ihre
Kreationen aus Ton fließt viel von dieser kulturellen und beruflichen Herkunft mit ein. So finden sich beispielsweise präkolumbische Strömungen in den figurativen Stücken, die wie zwei „Köpfe
(Sinne)“ in Weiß und Dunkelgrau stark stilisiert und – entfernt an die Moai-Statuen der Osterinseln erinnernd – entpersonalisiert wirken. In den beiden Häuptern sind anstelle von Ohren Schlitze
zu sehen, die den Hohlraum des Innen auf fragile Weise mit dem Außen durch den symbolisierten Sinn des „Hörens“ verbinden.
Wie Jaramillo im Gespräch betont, ist jede skulpturale Form in ihrem Werk auch Ausdruck von Emotion, selbst die auf den ersten Blick abstrakt erscheinende Keramik.
In ihr spielt sie mal streng geometrisch, mal organisch mit architektonischen Aspekten wie Offenheit, Geschlossenheit und Statik und lässt die Gefäße in diversen farbigen Tonarten und Engoben zu
subtilen Räumen der Erinnerung werden.
Auch im Fall der Grafiken von Margret Elsmeier-Stripf verbindet sich die Drucktechnik auf besondere Weise mit dem Inhalt. In ihren Arbeiten kombiniert die in
Nußloch lebende Künstlerin oft mehrere Verfahren, wie etwa Monotypie und Kaltnadelradierung, die sie auf einer Kupferplatte ausführt. Die schwarzen, meist abstrakt angelegten Konturen des
Tiefdrucks überträgt sie gern von verschiedenen Seiten aus auf ein Blatt. Sie addiert sie teils mit Farbflächen, teils mit Figuren und erzielt dadurch ein bewegt-ausgewogenes
Erscheinungsbild.
Elsmeier-Stripf schöpft nach eigener Aussage aus den unterschiedlichen Verfahren und handwerklichen Schritten, die beim Druck immer ein Stückweit vom Zufall
bestimmt werden, viel Inspiration. Für sie haben die künstlerischen Spuren, die sie auf ihren Druckplatten hinterlässt, viel von den Spuren, die Menschen durch ihre Geschichte in sich tragen.
Genauso unauslöschlich wie sich Erfahrungen ins Gedächtnis einer Person hineinfräsen können, verbleiben die Furchen und Linien von Nadel oder Säure auf der Kupferplatte.
Von Menschen und Dingen. Margret Elsmeier-Stripf / Juliana Jaramillo. Bis 09. Januar 2021. GEDOK-Galerie Heidelberg, Römerstraße 22, 69115 Heidelberg, Aktuelle
Öffnungszeiten unter: www.gedok-heidelberg.de. Diesen Sa (12.12.) 11-16 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 015753571524.
RNZ 28.10.2020,
Inspiriert von fremden Kulturen
Raingard Tausch zeigt Drahtobjekte, Zeichnungen und Malerei in der Heidelberger Gedok-Galerie am Römerkreis.
Von Matthias Roth
Heidelberg. Metall ist ein störrischer Stoff, den nicht viele Künstler lieben.Raingard Tauschhingegen, die derzeitin der Gedok-Galerie
Heidelbergausstellt, hat eine sehr alte Verbindung zu diesem: Als kleines Kind durfte sie, geboren 1949, mit in eine Stahlgießerei
gehen - ein Eindruck, den sie nie mehr vergessen hat. Ihre jetzige Ausstellung zeigt "Annäherungen", und Drahtobjekte und Zeichnungen von diesen bilden das Zentrum.
Nach einer längeren Pause setzte die Künstlerin, die ihr Atelier in Handschuhsheim hat, im Corona-Lockdown ihre Arbeit mit Drahtgeweben fort, die sie
selbst herstellte. "Das ist ein teilweise mühsames Weben oder Häkeln, bis so ein Gebilde entsteht", sagt Raingard Tausch im Gespräch, "und mein Webstuhl ist mehrfach kaputt gegangen bei
der Arbeit." Draht ist eben kein Baumwollfaden, aber die so entstandenen Objekte haben trotz ihrer Steifheit etwas sehr Leichtes und Filigranes.
Es entstanden einige größere Objekte, aber auch kleine Gewebe und Skulpturen, die sie auf weißen Malgrund legte, um dann ihre Schatten zu zeichnen,
mit Tusche oder Woody-Stift. Es sind zarte Linien, die die Objekte spiegeln, sie bilden gebogene Gitter oder Netze von großer Plastizität. Man ist versucht, prüfen zu wollen, ob man
seinen Augen trauen kann.
Auch größere Zeichnungen weisen solche Strukturen auf, ohne dass sie direkt mit Draht verbunden sind. Aus der Ferne wirken die größeren Formate auch
wie Landschaften - und: "Ja, mit der Landschaft habe ich angefangen, mit Aquarellen, Ende der 1980er Jahre", sagt sie schmunzelnd. Bei Karl-Peter Müller in Maximiliansau erhielt sie (nach
einem Sprachstudium) ihre künstlerische Ausbildung, und dieser habe sie oft in die Landschaft geschickt, um zu zeichnen oder zu malen. Dann hatte sie ihr erstes Gemeinschaftsatelier in
der ehemaligen Schokoladenfabrik Haaf, ab 1995 konnte sie eine ehemalige Schlosserei in Handschuhsheim für ihre Zwecke nutzen.
Beeinflusst und inspiriert haben sie neben dem Metall aber auch andere Dinge: etwa die Kulturen außereuropäischer Länder oder der menschlichen
Frühgeschichte. In Asien, Afrika oder Nord-, Mittel- und Südamerika begegneten ihr alte und neue Malstile, die sie prägten: Man sieht das deutlich an drei relativ großen Formaten aus
früheren Jahren, die sowohl an chinesische Tuschemalerei als auch an die Höhlen von Lascaux denken lassen und deren Farbgebung mit Kaffee und rotem Saft auf Seidenpapier entstanden
ist.
Raingard Tausch wendet sich in neueren Arbeiten vermehrt der Malerei zu. "Langsam reizt mich wieder die Farbe, nach einer langen Phase schwarz-weißer
Zeichnungen", sagt sie. Es entstehen dabei auch wieder Themen von eher gegenständlicher Art: Etwa wenn sie Flüchtende im Gebirge oder Hühner auf dem Hof in Tusche festhält - und dann mit
Kaffee laviert. "Die Hühner sind derzeit meine Lieblinge: Ich glaube, ich kann sie nicht hergeben!" Da ist bei Interesse wohl etwas Überredungskunst nötig.
Info:Gedok Galerie Heidelberg, Römerstraße 22, bis 21. November. Geöffnet Mi-Fr 16-19 Uhr, Sa 11-14 Uhr.
"Zerbrechliche Architekturen"
GEDOK-Galerie zeigt sehr unterschiedliche Arbeiten dreier Künstlerinnen
Die Künstlerinnen kommen zwar aus Temeswar in Rumänien. Das ist aber schon ihre einzige Gemeinsamkeit
28.09.2020, 06:00 Uhr Rhein-Neckar-Zeitung
Linda Saskia Menczels „Alchimist“ in Bronze ist in der Gedok-Galerie zu sehen. Foto: MR.
Von Matthias Roth
Heidelberg. Die drei Künstlerinnen, die derzeit in der GEDOK-Galerie in der Heidelberger Römerstraßeausstellen, haben gemeinsam,
dass sie aus Temeswar im Westen Rumäniens kommen. Aber ihre Kunst hat wenig Verwandtschaften und spricht eine jeweils sehr individuelle Sprache. Dennoch fanden sie ein verbindendes Thema:
"Zerbrechliche Architekturen" nennen sie die Schau, die ein Austauschprojekt fortsetzt, das vor drei Jahren gestartet wurde mit einer Ausstellung von Heidelberger Künstlerinnen mit
rumänischen Wurzeln in Temeswar.
Dass die jetzige Präsentation überhaupt möglich wurde, ist ein schieres Wunder. Allein die gewichtigen Bronzeplastiken von Linda Saskia Menczel, Jahrgang
1972, bringen nicht nur viel auf die Waage, sie stellen auch einen hohen Wert dar und mussten aufwendig aus Rumänien transportiert werden, wie die zweite Vorsitzende der
Heidelberger GEDOK, Liliana Geiss, zu erzählen weiß.
Dabei wirken diese Skulpturen materialbewusst und bodenständig, obwohl sie oft spirituell inspiriert sind. Religiös im konkret kirchlichen
Sinne sind sie aber nicht, wie der "Alchimist" beweist, der – im Innern hohl – nur als umhüllender Stoff, als Schimäre einen Schatz bewacht. Das ist aufwendig gefertigt und zeugt von
exzellentem handwerklichen Können. Auch Materialkombinationen von Bronze und Holz in einigen Pyramiden, die mit hebräischen Schriftzeichen versehen sind, oder ein glänzendes Auge, das im
Galerie-Schaufenster den Betrachter zu beobachten scheint, zeugen von exquisitem Materialverständnis. Die Künstlerin studierte als einzige auch außerhalb ihrer Heimat, nämlich in
Johannesburg/ Südafrika.
Demgegenüber sind die die monochromen Ölbilder von Dana Constantin (geboren 1962) im Format 40x40cm in sich verschlossener, auch wenn sie
naturhafte Elemente einbinden. Doch diese Quadrate sind auch von geometrischen Linien durchzogen, die zumindest ein zerbrechliches Gleichgewicht andeuten.
Die Malerin Adriana Lucaciu, 1965 geboren, rastert ihre ebenfalls quadratische, weiß grundierte Malfläche von 1x1 Meter in
fünf mal fünf oder mehr gleichgroße Quadrate und zeichnet in diese meist kauernde Figuren oder Paare, die wie in einer Kiste gefangen sind, die jede für sich aber ein Eigenleben führen.
Die Anordnung scheint seriell, aber die wie Studien daherkommenden Zeichnungen sind individuell ausdifferenziert.
Ein Gefangensein wird deutlich thematisiert. Auf zwei dieser Leinwände liegen bunte Kugeln bereit, als handele es sich um ein Spiel, bei dem
die im Raster von allen Seiten beengten Figuren zum Abschuss freigegeben sind. Das birgt etwas latent Gefährliches und auch Unheimliches. In anderen Bildern ("Impossible Space") scheinen
die Extremitäten der Figuren in Fächern sortiert oder wie im Theater vom Schnürboden herabgelassen. Dabei ist hier nichts im Dunkel versteckt, sondern alles strahlend hell auf weißem
Grund ausgebreitet.
Die Künstlerin befasst sich in ihren Arbeiten meist mit der menschlichen Figur, und so sind auch diese Bilder sicher im Kontext ihres Œuvres
zu dechiffrieren. Leider war aber für alle drei Künstlerinnen an eine Reise derzeit nicht zu denken, und so sind auch solche Projekte offenbar "Zerbrechliche Architekturen".
Info: GEDOK-Galerie, Römerstraße 22
in der Heidelberger Weststadt, bis 17. Oktober.
Mannheimer Morgen, 11.8.2020
Andrea Lossen stellt in der Gedok-Galerie am Heidelberger Römerkreis aus. Foto: MR.
Von Matthias Roth
Heidelberg. Anspruchsvolle Reise- und Landschaftsfotografie hatte es nie leicht. Das Erinnerungsbild aus der Kamera gehört seit dem 19. Jahrhundert fast in jede Familie, und heute, da scheinbar
jeder Flecken dieser Erde schon einmal von einem Handy erfasst wurde und die technische Bildqualität der Schlaufone derart zugelegt hat, ist die Versuchung selbst für ambitionierte Fotografen
groß, ihr schweres Gerät zuhause zu lassen und Reisebilder nur noch zu knipsen.
Für Andrea Lossen kommt dies jedoch nur selten in Frage. Die Tochter des Heidelberger Fotografen Wolfgang Lossen wuchs im Fotolabor ihres Vaters auf (das sie nicht sehr mochte), aber
mit dem Durchbruch der Digitalfotografie wurde sie selbst zur begeisterten Fotografin. In der Heidelberger GEDOK-Galerie zeigt sie nun Landschaftsbilder aus Neuseeland.
Mehrfach hat sie das ferne Land besucht, zuletzt im vergangenen Winter, wenn dort der Sommer blüht. Ihr Mann Dieter Giesen schrieb zwei Reiseführer zum Thema "Mit dem Wohnmobil durch Neuseeland",
die Andrea Lossen bebilderte. Daher sind wohl auch die hier gezeigten Aufnahmen alle in Farbe und perfekt ausgeleuchtet.
Das scheint zunächst wenig spektakulär: Eine hügelige Weide voller Schafe, zart rosa gefärbte Sandstrände aus der Vogelperspektive oder ein verschlungenes Flussdelta, das in einen türkisfarbenen
See mündet - solche Bilder scheinen die Klischees von Unberührtheit zu erfüllen, die man mit den Inseln verbindet. Andrea Lossen benutzt für solche Aufnahmen auch Drohnen oder bessert am
Bildschirm nach - aber: "Dieser See hat wirklich diese unglaubliche Farbe!"Es brauchte Zeit und Muße, die natürliche Farbe unverfälscht auf dem Aluminium-Träger wiederzugeben.
Auch bei der Aufnahme, die der Ausstellung den Titel "Aotearoa" gab (das bedeutet in Maori-Sprache "Land der langen weißen Wolke"), kann man diese Liebe zum Detail sehen: Hier spiegeln sich die
Wolken im feuchten Sand, und das geringste Kräuseln der Wasseroberfläche zieht sich wie dünne Linien durch das Bild. Solche Akribie in Bildausschnitt und formaler Balance heben diese Fotografie
über den üblichen "Schnappschuss" hinaus, denn hier geschieht nichts zufällig. Für den "Lake Matheson" ging die Fotografin denn auch frühmorgens auf die Pirsch, da "später am Tag Wind und Wellen
die Spiegelungen verhindern."
Auch Makro-Aufnahmen präsentiert die Fotografin in der Galerie, zum Teil in großen Hochformaten: Die faszinierenden Details lassen den Betrachter staunen.
Info: GEDOK-Galerie Heidelberg, bis 5. September, Freitag und Samstag 17 bis 21 Uhr.
"Rosengarten voller Dornen" - Ausstellung zum Thema Gewalt und Missbrauch in der Heidelberger Gedok-Galerie wieder zugänglich. Für die Sicherheit ist gesorgt: Die Malerin Agnes Pschorn in der
wieder geöffneten Heidelberger Gedok-Galerie. Foto: MR.
Von Matthias Roth
Heidelberg. Sie dürfen wieder öffentlich zeigen, was sie präsentieren (und verkaufen) wollen, in Räumen, die man "analog" begehen muss und mit Kunst, die man anfassen könnte. Quasi greifbar,
wirklichem Licht ausgesetzt, und den Größenverhältnissen, den "Schwingungen" der Realität ausgeliefert: Die Galerien haben endlich wieder geöffnet – die meisten jedenfalls.
"Wir sind sehr froh, wieder öffnen zu dürfen, wenn auch mit Einschränkungen", so die Vorsitzende der Heidelberger Gedok, Dorothea Paschen, beim ersten Wieder-Besuch der Galerie in der
Weststadt. Die Vernissage der Ausstellung "Rosengarten voller Dornen", die die Malerinnen Agnes Pschorn und Christiane Doran sowie die Performerin Hanna Schimka zusammenstellten, hatte am
Welt-Frauentag noch stattfinden können, die Schau selbst musste dann aber kurz darauf aufgrund der Corona-Verordnungen geschlossen werden. "Wir waren zwar im Internet präsent und stellten da auch
einzelne Werke vor", so Paschen, "aber es ist nicht dasselbe."
Zumal es sich meist um Großformate handelt, die erst im konkreten Raum richtig zu ermessen sind, wie man jetzt wieder (unter gegebenen Sicherheitsvorkehrungen) sehen kann. Das Thema der Schau
dreht sich um Missbrauch von und Gewalt gegen Frauen und Kinder. Janna Schimka hatte zur Vernissage in einer Performance gezeigt, wie existenziell bedrohlich und lebenslang wirksam sich sexueller
Missbrauch auswirkt. Ein Thema, das durch den Corona-Lockdown nicht weniger aktuell geworden ist, vermutet die aus Rumänien stammende Künstlerin Agnes Pschorn. Sie hat in ihrer Heimat ein
Kunstgymnasium besucht, dann aber Medizin studiert und ist in Deutschland seit 1976 hauptberuflich als (Kinder-) Ärztin tätig. Die Malerei hat sie daneben immer weiter betrieben und dies auch
seit Beginn dieses Jahrhunderts in zahlreichen Ausstellungen zeigen können. Die drei Künstlerinnen lernten sich in einem Offenen Atelier in Mannheim kennen und planten bald eine
Zusammenarbeit zum Thema "Missbrauch" – keine leichte Aufgabe. So dauerte es gut eineinhalb Jahre, bis jede etwas dazu beitragen konnte. Agnes Pschorn hat als Ärztin, die Jahre lang
Patientinnen im Mannheimer Frauenhaus betreute, einen teils psychologischen, teils kraftvoll gestischen Zugang zum Thema gefunden. In drei klassisch figurativen Gemälden zeigt sie Frauen in
äußerster Bedrängnis, oder Kinder, die mit apathischem Blick auf dem Boden liegen. Auf der anderen Seite trägt sie auch stark expressive Bilder in Rot und Schwarz bei, die fast aggressiv
gewalttätige Situationen zeigen, wobei die Figuren hier nicht klar umrissen sind.
Christiane Doran arbeitet aus der Aktzeichnung heraus. Die Farben Blau, Gelb und Weiß gehen dabei viele Variationen ein. Der malerische Gestus tritt stark hervor, die Farbflächen scheinen zu
vibrieren, wobei die Figuren deutlich hervorscheinen: Sie liegen erschöpft, vielleicht gequält auf dem Bett, während die Welt um sie herum in sich zusammenzustürzen scheint.
Info: Gedok Galerie Heidelberg, Römerstraße 22, verlängert bis 29. Mai.
Eines von vielen Werken auf dem Online-Kalender der Heidelberger GEDOK: das Gemälde „Besuch im Café Gilli in Florenz“ der Künstlerin Christel
Fahrig-Holm. Repro: RNZ
Heidelberger GEDOK
Für jeden Tag ein neues Werk - Künstlerinnen starten Online-Kalender. Jedes geöffnete Türchen gibt den Blick frei auf neue Impressionen und künstlerischen
Darstellungsformen. RNZ 6.4.2020
Heidelberg. (voe) Jeden Tag kann online ein neues Türchen geöffnet werden – wie beim Adventskalender. Auf diese Weise präsentieren die Künstlerinnen der Heidelberger GEDOK ihre Werke und
überraschenden Ideen, obwohl die Galerie der Künstlerinnen-Gesellschaft an der Römerstraße wie so viele andere Kulturstätten auch geschlossen werden musste. Jedes geöffnete Türchen gibt den Blick
frei auf neue Impressionen und künstlerischen Darstellungsformen. Gemälde und Grafik gehören genauso dazu wie Fotografien oder der Lyrikpodcast "Running against the Wind" von Heide-Marie
Lauterer.
Natürlich kann man per Mausklick auch zurückblättern, um die Werke der Vortage zu begutachten. Besonders eindringlich wirkt in Corona-Zeiten das Gemälde, das für den 2. April ausgewählt wurde:
Christel Fahrig-Holms "Besuch im Café Gilli in Florenz". Das menschenleere Interieur wird vor der GEDOK in der Hoffnung gezeigt, dass bald wieder heiter gestimmte Besucher kommen und unbeschwerte
Gespräche führen können.
Eine ganz andere Seite schlägt die Schauspielerin Helga Karola Wolf mit dem von ihr ausgewählten Eugen-Roth-Gedicht "Hilflosigkeit" über das Niesen auf. Nachzulesen sind die
ironisch-doppeldeutigen Verse, die durch die Corona-Pandemie eine bislang ungeahnte Wirkungskraft entfalten, hinter dem Türchen des 4. April. Lassen wir uns überraschen, was die GEDOK für das
heutige Datum ausgewählt hat. Klicken Sie auf der Homepage der Gesellschaft auf das Wort Kalender – und der Link öffnet sich.
Info: www.gedok-heidelberg.de
Musikerin Luna Martina Pracht im Licht von Nils Herbstrieth in der GEDOK-Galerie. Foto: MR
Im Sog der Lichtklänge RNZ 17.01.2020
Nils Herbstrieth und Luna Martina Pracht in der GEDOK Galerie Heidelberg
Von Matthias Roth
Heidelberg. Es gibt Komponisten, die Klänge in Farben sehen. Olivier Messiaen zum Beispiel hatte diese Gabe. Unter Malern ist das umgekehrte Phänomen ebenfalls verbreitet, sie hören
"Farbklänge". Wissenschaftlich gesehen handelt es sich bei beiden Künsten um Wellen, beim Ton genauso wie bei Licht und Farbe. In der Heidelberger GEDOK-Galerie, wo seit Anfang Januar der
Abend zum leuchtenden Tag wird, entfachten Licht und Klang, Farbe und Akustik jetzt einen betörenden Tanz.
Es war eine Premiere, denn der Lichtkünstler Nils Herbstrieth und die Musikerin und Klangtherapeutin Luna Martina Pracht trafen hier zum ersten Mal aufeinander. Beide beteuerten nach zwei jeweils
15- bis 20-minütigen Sets, dass es aber sicher nicht das letzte Mal gewesen sein soll. Auch die Begeisterung des Publikums war groß.
Was sah und hörte man? Mit drei Beamern warf Herbstrieth unterschiedliche, sich bewegende Formen meist in Grün, Rot oder Blau, aber auch Gelb und Violett, auf die kahlen Wände der Galerie,
während Pracht ihre Klänge auf ca. einem Dutzend Klangschalen, Gongs und einem großen Tamtam entfaltete.
Über Mikrofon beeinflussten diese Klänge die Bewegungen des Lichts und umgekehrt reagierte die Musikerin auf die sie umgebenden Lichtfluten. Luna Martina Pracht benutzte auch eine Querflöte und
ein Saiteninstrument, das "Motako" genannt wird: Der Name setzt sich aus Monochord, Tanpura und Koto zusammen, das Instrument wird wie eine Art Harfe gespielt.
Die unterschiedlichen Frequenzen der Töne von Klangschalen, Tamtam, Flöte und Motako verursachten auch unterschiedliche Farb- und Formmuster der Projektionen. Im Künstlergespräch, das Liliana
Geiss führte, die auch die herzliche Begrüßung der Gäste vorgenommen hatte, gestand der Lichtkünstler, dass die aufeinander wirkenden Einzelparameter des Computerprogramms so komplex seien, dass
jede Art bewusster Steuerung eigentlich auszuschließen ist: Die Eingriffe, die er, der musikalischen Improvisation folgend, am PC live vornimmt, lassen sich in ihren Auswirkungen nicht wirklich
kontrollieren.
Herbstrieth, eigentlich Architekt, ist auch unter dem Künstlernamen Simraysir bekannt und arbeitete unter anderem mit dem Heidelberger Unterwegstheater bei diversen Tanzproduktionen zusammen.
Doch auch diese reiche Erfahrung nütze wenig: Es bliebe stets ein Rest Unberechenbarkeit oder Chaos. Oder eben künstlerischer Intuition: So entstand ein faszinierender Dialog der Künste.
Herbstrieths Lichtinstallation "Spektrum" ist in der GEDOK Galerie Heidelberg (Römerstraße 22) abends noch bis 19. Januar zu sehen.
Sabine Schreier: Keine Zeit heilt Deine Wunden ; Acryl , Mischtechnik
REZENSION der Ausstellung "Zusammenspiel"
in der RNZ vom 10.12.2019 von Matthias Roth
Fünf Künstlerinnen beschließen das Jubiläumsjahr der Heidelberger GEDOK mit einer Ausstellung unter dem Titel „Zusammenspiel“
Da ist ein roter Fleck, der irritiert. Ein Leuchtturm? Ein einsames Haus? Ein Blutstropfen? Sabine Schreiers Malerei ist selten bunt, bewegt sich oft in Graustufen, was bei genauerer Betrachtung
freilich nur ein erster Eindruck ist, der sich schnell relativiert. Denn sie trägt Farben vielschichtig auf, oft fein lasierend, und schließt mit Weiß und Schwarz ab, unter dem das frühere Blau,
Grün, auch Rot, durchschimmern.
Und noch etwas Merkwürdiges fällt bei näherer Betrachtung ihrer Bilder auf, die nun in einer Gemeinschaftsausstellung der Heidelberger GEDOK zum Abschluss des Jubiläumsjahres 2019 zu
sehen sind: Da ist Material unter die Farbe gemischt, das man sonst nicht auf Leinwänden vermutet – Plastikfolie. Am Rand besagten Bildes mit dem roten Fleck hängt sie über. Es ist Plastik, mit
der Obst eingepackt war, so die Künstlerin im Gespräch. Das gibt dem Bild einen kritischen Hintersinn, wie der Eröffnungsredner Dr. Helmut Orpel bemerkte, der neben dem Plastik auch Asche
hervorhob, die die Wieslocherin unter die Farbe mischt. Aus den Bildern werden so Menetekel, denn die eisigen Landschaften bergen unseren Zivilisationsmüll (sieht man einmal von der Acrylfarbe
ab, die selbst Mikroplastik enthält). Umweltkatastrophen sind jedenfalls materieller Teil dieser Bilder, das ist der Künstlerin wichtig, und der Umweltschutz ist ihr ein starkes Anliegen. Das
Bild mit dem roten Fleck heißt übrigens „Keine Zeit heilt deine Wunden“ (2019).
Das Quadrat ist die Gemeinsamkeit, auf die sich die fünf Künstlerinnen der GEDOK für diese Ausstellung geeinigt haben. Die „landschaftlichen Anmutungen“ (Orpel), die die meist
abstrakten Bilder evozieren, hätten sich so ergeben.
Vorsitzende Dorothea Paschen ließ bei ihrer Begrüßung noch einmal kurz die Veranstaltungen Revue passieren, die im Rahmen der 90-Jahr-Feierlichkeiten auch nach Bad Rappenau, Schwetzingen oder
Neckargemünd führten. Flötistin Almut Werner verdeutlichte in zeitgenössischen Kompositionen das Motto der Ausstellung „Zusammenspiel“ sehr anschaulich.
Danuta Lattas Beiträge sind kraftvoll, farbintensiv und wirken sehr spontan. Sie sprießt, gießt, tröpfelt auf die Leinwand, aber weniger mit großer Geste als vielmehr mit gezielter Präzision. Je
länger man ihre Bilder ansieht, umso fragwürdiger wird einem der erste Eindruck, dass hier alles „spontan“ geschehe beim Malakt. Ein pointillistisches Faszinosum, das den Drippings von Jackson
Pollock nahekommt.
Die Ladenburgerin Sandra Obel malt dagegen mit großer Geste, viel Schwung und überhaupt keiner Scheu vor der Buntheit. Das gibt Bildern wie der „Supernova“ (2019) große Impulsivität und Kraft. Im
Gegensatz dazu wirkt „Das Heft des Handelns I“ formal gezähmt, weniger berstend, wenn auch kaum harmloser: Hier brodelt es unterirdisch, und das formale Gerüst scheint durchaus fragil. Ein
labiles Gleichgewicht der Emotionen, die hier ohne Frage mit Macht nach Ausdruck suchen.
Anna Schaberick ist neben der Malerei auch als Grafikerin und Bildhauerin tätig, und das merkt man ihrer Arbeit „In sich“ (2019) an, die diese Ausstellung neben einigen Skulpturen schmückt und
die alle drei Techniken miteinander verbindet. In einem rechteckigen Kasten befindet sich ein bemaltes Quadrat neben einer schmalen hohen Figur, während der Hintergrund auf der anderen Seite eine
noch vage erkennbare Handschrift zeigt. ...
Auch Elsbeth Lang aus Schriesheim ist mit wenigen Arbeiten vertreten: Das Zeichnerische ist bei ihr der gebende Impuls, aus dem sich die malerische Form entwickelt. So zeigt diese Ausstellung,
dass „Zusammenspiel“ auch möglich ist bei fünf ausgesprochenen Individualistinnen. Nicht zuletzt haben sie auch ein Gemeinschaftswerk geschaffen, das im Schaufenster zu bewundern ist.
Unser Mitglied Ruth Gross erhielt am 12.12.2019
für Ihr Wirken als Künstlerin und Unterstützerin unserer Gemeinschaft
den Baumgärtner-Engel - Preis
der Baumgärtner-Engel-Stiftung durch Herrn Dr. Till Engel.
Der Preis wird an Künstler und Künstlerinnen ab 60 Jahren verliehen.
Die GEDOK Heidelberg e.V. dankt Herrn Dr. Engel für sein Engagement und seine großzügige Unterstützung und gratuliert der Mannheimer Malerin Ruth Groß .
Zwei GEDOK-Künstlerinnen, Liliana Geiss und Agnes Pschorn, präsentieren ihre Werke zusammen in einer Ausstellung mit dem Titel „ Doppelspiel“ im Rahmen eines gemeinsamen Projektes mit
UAP-Timisoara in der international bekannten und traditionsreichen Galerie Helios in Timisoara .
Die von Adriana Carcu kuratierte Ausstellung stieß auf großes Interesse beim Publikum und der Presse. In mehreren Zeitungen wie "Ziua de vest" sind ausführliche Artikel
erschienen. (s. Link) https://www.ziuadevest.ro/scene-de-razboi-la-helios-timisoara/
Professor Gabriel Kelemen, Kunsthistoriker: "Die Künstlerinnen beleuchten in ihren Werken das Zeitgeschehen, bereichern damit die Malerei um eine Dimension.
Die großen, gestisch gemalten, überwiegend schwarz-weißen Bilder von Agnes Pschorn zum Thema Krieg und Flucht wirken auf den Betrachter wie ein Seelenschrei.
Als Gegenpol dazu erscheinen die abstrahierten Landschaften von Liliana Geiss als ein Zufluchtsort, ein Raum der Euphorie und des Friedens."
Aktuelle Meldung vom 25.08.19 www.klassik-heute.de
Auszeichnung für Komponistin Barbara Heller
Die Darmstädter Komponistin und Pianistin Barbara Heller erhält in diesem Jahr den Darmstädter Musikpreis, der mit 5000 Euro dotiert und mit einem
Preisträgerkonzert verbunden ist. Das Stipendium zum Musikpreis in Höhe von 2000 Euro erhält der junge Posaunist Ferdinand Hellberger. Die Musikpreisverleihung mit öffentlichem Konzert
findet am Dienstag, 19. November 2019, um 19.00 Uhr, in der Centralstation (Saal 3. OG) statt. Die Laudatio auf die Musikpreisträgerin hält der Verleger Peter Mischung, Wolke Verlag,
books on music, Bad Homburg.
Die Jury würdigt Barbara Heller für ihr Lebenswerk, das sich durch eine große künstlerische Offenheit, Vernetzung und nachhaltiges Engagement in vielfältigen Bereichen des Musiklebens wie
Komposition, Musikpädagogik, Verbandstätigkeit, Musikforschung und -edition auszeichnet.
Barbara Heller, 1936 in Ludwigsburg geboren, lebt seit 1963 als freiberufliche Komponistin und Pianistin in Darmstadt und im Odenwald. Schwerpunkte ihres Schaffens sind Kammermusik und
Klavierliteratur, ganz besonders für den Unterricht. In ihrem umfangreichen Werkkatalog gibt es aber auch Filmmusiken, Tonbandkompositionen, Konzepte für Kollektivkompositionen sowie
Klanginstallationen, die sie teilweise in Kooperation mit anderen Künstlern wie Nikolaus Heyduck oder Christopher Dell realisiert hat.
Heidelberg. Dorothea Paschen verkörpert eine ganz besondere Mischung von einer Heidelbergerin. Sie stammt aus einer Unternehmerfamilie und genoss eine anthroposophische Erziehung. Sie saß unter
den ersten Grünen im Heidelberger Gemeinderat. Sie war in jungen Jahren Friedensaktivistin und kann heute noch kräftig auf den Tisch hauen, wenn ihr etwas in der Kommunalpolitik nicht gefällt.
Sie klebte Anti-Atomkraft-Aufkleber in die Wohnung und auf ihr Fahrrad, während ihr Ehemann am Kernforschungszentrum Karlsruhe das Institut für Technikfolgenabschätzung leitete.
Dorothea Paschen arbeitete als Schauspielerin und Regisseurin und zog dabei drei Kinder groß. Sie managt heute als Vorsitzende die GEDOK, die Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstförderer in
Heidelberg. Sie golft und segelt. Und produziert immer neue Ideen in Sachen Kultur. Was für eine Frau!
Gerade 80 Jahre alt geworden, hat Dorothea Paschen nichts von ihrem Tatendrang eingebüßt. Mal die Tochter besuchen, die bei Rom lebt, oder den Sohn, HNO-Arzt in Berlin, mal mit den Freundinnen
aus der Volksschule in Garmisch-Partenkirchen die Berge besteigen ("Ich habe Bergweh!"), mal in der Gesellschafterversammlung der Pforzheimer Firma Witzenmann Entscheidungen treffen. Das passt
alles in ihren Terminkalender - genauso wie ihre Enkel.
Paschens Urgroßvater Heinrich Witzenmann hatte den beweglichen Metallschlauch erfunden und 1886 die Witzenmann GmbH in Pforzheim gegründet. Flexible Metallelemente stellt die Firma heute noch her
und beschäftigt dazu 3000 Mitarbeiter im Hauptbetrieb und in 23 Tochterfirmen weltweit. Dorothea Paschen kennt das Geschäft, ihr Mann Herbert ist Aufsichtsratsvorsitzender, Sohn Philip, der
Wirtschaftsingenieur, in der Geschäftsführung.
Eine spannende Unternehmerfamilie des 20. Jahrhunderts. Herbert Witzenmann, Dorotheas Vater, war nicht nur Firmenchef. Er war Schriftsteller, er war Anthroposoph und wollte ursprünglich Pianist
werden. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg musste er im zerstörten Pforzheim den Betrieb neu aufbauen. Weil auch das Haus der Witzenmanns in Trümmern lag, zog die junge Familie mit Sohn und drei
Töchtern nach Garmisch-Partenkirchen, in das Ferienhaus der Großeltern.
Dort war, erinnert sich Dorothea Paschen, mit den vielen frisch angekommenen Flüchtlingen eine Menge los. Ihre Mutter, die österreichische Lyrikerin und Mezzosopranistin Maria Wozak, machte aus
dem Esszimmer einen Salon. "Eine äußerst ärmliche Kulturgemeinde", lacht Paschen, "wo sich Leute trafen, die heimatlos waren."
Paschen wurde also in ein ganz außergewöhnliches Elternhaus hineingeboren. Sie zehrt davon und arbeitet sich manchmal auch daran ab. Daran, dass die Mutter der ältesten Tochter die Begabung als
Sängerin absprach. Dabei hat "Doro", wie ihre Freunde sie nennen, immer wahnsinnig gerne gesungen, hat bei "Grünen"-Veranstaltungen etwa Brecht-Songs interpretiert, und hat das Lob eines
Kritikers auch schriftlich vorliegen: "Glockenreine Stimme."
Als ihre Eltern sie nach Erlangen der Mittleren Reife in ein Heidelberger Mädchenpensionat steckten, hatte die 17-Jährige nach dem freien Leben in Garmisch und Pforzheim keine Lust auf diese
Enge. Aus Trotz kämpfte sie darum, die private Schauspielschule Haller besuchen zu dürfen. Eine private Sprachschule schloss sich an - und da wirkte als Lehrer "ein hübscher junger VWL-Student",
der bereits Diplom-Dolmetscher war. 1964 heiratete sie diesen Herbert Paschen.
Doch zuerst lebte Dorothea Paschen ihr Schauspielerleben, am Nationaltheater in Mannheim, bei den Freilichtspielen in Schwäbisch Hall, an den Komödienhäusern in Stuttgart und Düsseldorf, in
Darmstadt und Karlsruhe. Ihre Lieblingsrolle? Die so unglücklich verliebte Christine in Arthur Schnitzlers "Liebelei".
Mit drei kleinen Kindern schaffte sie später noch Gastauftritte, auch am Heidelberger Theater und Orchester. Die Kinder und deren Au-Pair-Mädchen kamen manchmal mittags in die
Theaterkantine. Oder die Mutter hatte morgens um 10 Uhr schon vorgekocht. "Frau Paschen, Sie sehen so verkocht aus", verspottete sie damals der Chef des Zimmertheaters, Gillis van Rappard.
Das Leben als Schauspieler fanden die Kinder dann wohl alle nicht so erstrebenswert, keiner eiferte der Künstlerin nach, die in den achtziger Jahren auch Regie führte ("Da habe ich total viel
gelernt."). Nicht einmal der jüngste Sohn Philipp. "Er wäre sehr begabt", findet Dorothea Paschen.
Dann kam die Politik. Dorothea Paschen war damals "total friedensbewegt", und sich um die Umwelt zu kümmern, lag sowieso nahe bei ihrer anthroposophischen Erziehung. 1984 wurde sie Stadträtin der
Grün-Alternativen Liste. Eigentlich kam sie ja aus einem ganz anderen Umfeld. "Die Kämpfe in der Fraktionssitzung - ich dachte, um Gottes willen, wo bin ich hier gelandet." Der Neuling musste
lernen, bei Seilschaften mitzuziehen.
Für zehn Jahre zog Dorothea Paschen dann mit ihrem Mann nach Berlin. Das Büro für Technikfolgenabschätzung, das er leitete, wurde beim Bundestag angesiedelt. Ab 2009 saß sie noch einmal für fünf
Jahre im Heidelberger Gemeinderat. "Mit großer Freude", wie sie bekennt. Dreimal wurde sie zur Fraktionsvorsitzenden gewählt, bereitete sich akribisch auf die Sitzungen vor. Sonntags kamen die
dicken Pakete mit den Unterlagen. Mehrmals in der Woche war sie auf Terminen. Da Herbert Paschen nach den Worten seiner Frau ein "Workaholic" ist, ging das ganz gut. "Nur manchmal sagte mein
Mann, es wäre ganz schön, wenn wir mal wieder was zusammen machen würden", erinnert sich Doro Paschen.
Sie spricht von Freundschaften, die über Parteigrenzen hinweg entstanden, von Vorurteilen, die über den Haufen geworfen wurden, von Alt-OB Zundel, der die Grünen wegen ihrer guten
Gemeinderatsarbeit geschätzt, aber nicht gemocht habe. "Es hat Freude gemacht", ist ihr Fazit. Als Paschen ihr Stadtratsmandat 2014 aufgab, gewannen die Künstlerinnen der "GEDOK" sie als
Vorsitzende. Mit einer Galerie in der Weststadt haben sie jetzt Räume für ihre Aktivitäten. Dorothea Paschen ist dabei. Ihre Liebe zur Groteske etwa lebte sie mit einem Dada-Abend aus. Im Herbst
sind Veranstaltungen zum Fontane-Jahr geplant.
Auch ein privater künstlerischer Plan existiert: Zusammen mit ihren Geschwistern will sie der von den Eltern verfassten Lyrik einen neuen Auftritt verschaffen. "En famille", sozusagen. Das ist
ganz einfach: Bruder Wolfgang Witzenmann ist Pianist, Flötist und Komponist, die Schwester aus New York malt, die zweite Schwester singt Chansons. Und Dorothea Paschen kann die Texte exzellent
darstellen.
Elsbeth Lang mit einem ihrer bemalten Würfel in der Heidelberger GEDOK-Galerie. Foto: MR
RNZ 11.07.2019, 06:00 Uhr
Elsbeth Lang ist offen für jede Art der Assoziation
Elsbeth Lang stellt noch bis 20. Juli in der Heidelberger GEDOK-Galerie am Römerkreis aus - Die Zeichnung ist die Basis ihrer Malerei
Von Matthias Roth
Sie stammt aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Eberbach und begann früh mit dem Zeichnen. "Es gab da nicht viel zu tun, und so zeichnete ich", sagt Elsbeth Lang im Gespräch. Das Zeichnen ist
heute noch die Basis ihrer künstlerischen Arbeit. Derzeit stellt sie in der GEDOK-Galerie in der Heidelberger Weststadt aus.
Vom kleinen, ja winzigen Format (etwa Streichholzschachteln) bis zum großen Wandbild in Acryl, am Beginn steht meist eine Linie: "Ich kritzle oft vor mich hin, ohne dass ich vorher wüsste, was
nachher dabei herauskommt." Dazu benutzt sie Tintenroller oder Tusche. Da sie sich sehr mit Aktmalerei und Porträts auseinandergesetzt hat, entstehen häufig figürliche Strukturen, Menschenmassen
oder Menschenketten. Beim genaueren Hinsehen erkennt man plötzlich Gesichter, Füße oder einen gehobenen Arm, etwa bei den fünf schmalen Hochformaten, die zusammen eine Gruppe bilden.
Aber auch bei einer scheinbar völlig freien Arbeit wie "Das wahre Ich" (2019), bestehend aus zwei schmalen Hochformaten, glaubt man, bei längerem Hinsehen Figurenfragmente ausmachen zu können,
sieht Augen, Brüste oder Hinterteile. Löst man sich von dem Bild, verschwinden die Eindrücke wieder.
Ein Spiel mit der Wahrnehmung, das Elsbeth Lang, die heute in Schriesheim lebt, auch bei Großformaten durchaus experimentell nutzt. Etwa in dem Diptychon "Monta" (2019), das an einen
französischen Küstenort am Atlantik erinnert. Da ist das Grau der Felsen, das Blau des Meers, und man sieht eine Brücke oder Treppe. Darunter leuchten kräftige Farben hervor, die nun an die
Ränder gedrängt erscheinen, übermalt und beinah versteckt. Doch über allem tanzt eine geschwungene, kraftvolle Linie, die letztlich fast alle Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Elsbeth Lang macht keine exakten Pläne, wenn sie ein Bild beginnt. Sie lässt intuitiv die Hand machen, was die Hand will; meist ist es die linke. "Ich war Linkshänderin, bin dann aber umerzogen
worden. Heute kann ich beides, links und rechts zeichnen, aber links etwas unbeholfener als mit der anderen Hand. Das gefällt mir, das macht die Linie lebendig." Ihr Lehrer Hans Köhler habe stets
gesagt: "Lebendig ist wichtiger als richtig", und das beherzigt sie bis heute. Auch von Pjotr Skroban und Patrick Marques erhielt sie Unterricht. Seit 1980 widmet sie sich intensiv der Kunst.
Wie sie darauf kam, Würfel zu bemalen? Sie sind etwa so groß wie ein Zauberwürfel oder ein moderner Lautsprecher und sind an fünf Seiten bemalt, wenn sie an der Wand hängen, und an sechs Seiten,
wenn sie auf einem filigranen Stab wie eine Skulptur aufzustellen sind. "Ich weiß nicht mehr: Sie waren einfach da und warteten darauf, bemalt zu werden", antwortet sie. Ein Schreiner habe ihr
geholfen, welche herzustellen, die sie mit Leinwand bespannen konnte.
Ihr Zeichnen und Malen geht hier in die Dreidimensionalität, ohne die Fläche zu verlassen. Die Linien gehen um die Ecken herum und verbinden die einzelnen Quadrate miteinander. Zahlreiche solcher
Würfel liegen gestapelt im großen Schaufenster der Galerie: Sie fordern den Betrachter heraus, um die Ecke zu denken.
Elsbeth Langs Titel sind oft lapidar. Ihre Bilder mit Menschenketten oder Menschentrauben nennt sie einfach "Leute, Leute". Dass man dabei an die Flüchtlinge denken könnte, die 2015 in langen
Märschen nach Bayern kamen, stört sie nicht, aber beim Zeichnen habe sie nicht daran gedacht. Sie mag ihren Bildern keine "Botschaft" mitgeben, sondern sie offen lassen für jede Art der
Assoziation. Immer höre sie Musik beim Malen, Klassik oder Jazz. Das sei ihre Inspirationsquelle. Alles andere entstehe von selbst. Gehört nicht Mut dazu, das Seeleninnere einfach so aufs Papier
strömen zu lassen? "O ja, viel!", sagt sie. "Manchmal komme ich mir bei einer Ausstellung vor, als wäre ich nackt."
Info: Elsbeth Lang in der GEDOK-Galerie Heidelberg, Römerstraße 22, bis 22. Juli.
Rhein-Neckar-Zeitung Von Heide Seele
Dichtung und Malerei verschmelzen
Birgit Sommer aus Mosbach zeigt Arbeiten zu Gedichten Rainer Maria Rilkes in der GEDOK-Galerie Heidelberg
Die Bildende Kunst mit Werken der Literatur in Einklang zu bringen, ist kein leichtes Unterfangen. Birgit Sommer ging das Risiko ein und konzipierte eine Ausstellung mit der Bezeichnung „Das ist
mein Fenster ...“ Der Galeriebesucher sieht sich dabei mit einer Auswahl ihrer Grafiken, Zeichnungen und Objekte konfrontiert, die inspiriert wurden von Gedichten Rainer Maria Rilkes. An ihm
scheiden sich die Geister seit Langem. Wo manch ein nüchterner Betrachter noch heute einen leicht in den Kitsch abgleitenden Autor wittert, schätzt der sensible Literaturfreund den feinfühlig
empfindsamen Lyriker hoch ein.
So hat zum Beispiel sein von Sanftheit geprägtes Liebes-Lied „Wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt...“ schon viele Leser beeindruckt und zur weiteren Lektüre motiviert:
Birgit Sommer, die Künstlerin aus Mosbach, beweist mit ihrer enigmatisch reduzierten Darstellung zu diesem berühmten Poem, wie gut sich die Malerei mit der Literatur kombinieren lässt und wie
sensibel sie die Emotionen des Dichters nachzuvollziehen versteht. Dabei beschert sie einige neue Erkenntnisse – sei es nun bezüglich der Natur oder des Menschen.
Natürlich ist es beim Rundgang zu empfehlen, zuerst das jeweilige Gedicht zu lesen, bevor man die dazugehörende Darstellung anschaut. Die so entstehende Spannung animiert den Galeriegast zum
Vergleich, zu Nachdenklichkeit und Konzentration, denn die feinen, oft rasterartigen Details der Objekte verdienen große Aufmerksamkeit.
Sie setzen Empfindungen in Kunstwerke um, und der Besucher sieht sich dazu aufgefordert, diese Transformation nachzuvollziehen. Die Dichtung und die Malerei scheinen zu einer Einheit zu
verschmelzen, ein Phänomen, das manch ein Künstler vergeblich anstrebte. Da ist zum Beispiel das Bild zum Poem „Die Liebende“: In quadratischem Format glüht ein tiefes Rot – allerdings hinter
einem gefängnisartig strukturierten Rechteck. Letzteres könnte auf die mit den tiefen Gefühlen möglicherweise einhergehende Einengung des Egos verweisen.
Von ganz anderer Art sind die „Engellieder“, bei denen Tropfen in prachtvollen Goldtönen herabfallen, und es ist zu erkennen, wie fasziniert die Malerin von der Magie der Farbe ist. Ihre Hommage
an den einst berühmten, heute aber vergessenen Hans Carossa zeichnet sich dagegen durch eine unübersehbare Ambivalenz aus. Die in diesem Bild wie gestrickt erscheinenden Muster erwecken den
Eindruck einer fast antiquierten Häuslichkeit.
Zur Vernissage hatte Dorothea Paschen begrüßt, die erste Vorsitzenden der Heidelberger GEDOK, bevor die Kunsthistorikerin Camilla Bonath-Voelkel auf profunde Weise in die Bilderschau einführte
und damit manchem Anwesenden den Zugang zu den Exponaten erleichtert haben dürfte. Elsa Becke rezitierte dann einige Rilke-Gedichte, von denen die Künstlerin inspiriert wurde, darunter das
erwähnte „Liebes-Lied“.
Info: Birgit Sommer, „Das ist mein Fenster“, in der GEDOK-Galerie Heidelberg Römerstraße 22, bis 15. Juni.
Geöffnet jeweils Mi. und Fr. von 17 bis 20 Uhr, Sa. von 11 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung.
Birgit Sommers Hommage „Rainer Maria Rilke“ wird in der Heidelberger GEDOK-Galerie in der Römerstraße gezeigt. Die Ausstellung gehört zum Jubiläumsprogramm der
Künstlerinnen-Vereinigung. Rechts ein Porträt des Schriftstellers Rainer Maria Rilke. Foto: F. Hentschel
90 Jahre Heidelberger GEDOK
"Eine kulturbildende Institution"
Die Heidelberger GEDOK beging den 90. Jahrestag ihrer Gründung mit Festakt und Konzert in der Stadtbücherei
Oberbürgermeister Eckart Würzner und GEDOK-Vorsitzende Dorothea Paschen in der Stadtbücherei. Im Hintergrund Arbeiten der Ausstellung "(k)eine runde Sache", die noch bis 23. Mai zu sehen
ist. Foto: Alex
Von Matthias Roth
Heidelberg. Der Sektempfang zum Festakt "90 Jahre Heidelberger GEDOK" zog sich hin. Nicht nur,
weil die zahlreichen Besucher viel miteinander zu bereden hatten, sondern auch, weil einige Festredner sich verspäteten: Als Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner als erster prominenter
Redner schließlich eintraf, fasste die Vorsitzende der Heidelberger "Gemeinschaft für Künstlerinnen und Kunstförderer", Dorothea Paschen, den
Entschluss, nach gut einer Stunde zumindest mit dem musikalischen Programm zu beginnen. Eine weise Tat, die dann auch das Festivalensemble der GEDOK mit einem Satz aus Mozarts
Streichquintett KV 589 beherzt umsetzte.
Würzner nannte es denn auch "fantastisch, dass es 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts ein solches Netzwerk" unter Frauen gibt, aber er fand es schade, dass man die
Österreicherinnen mittlerweile "verloren" habe. Denn ursprünglich war die Vereinigung 1926 von der Dichter-Witwe Ida Dehmel für "deutsche und österreichische Künstlerinnen" gegründet
worden. Die Musikerin Stephanie Pellissier griff die Idee wenige Jahre später in Heidelberg auf. Die rüstige Klavierlehrerin starb 1982 und ist manchem noch in lebhafter Erinnerung.
Der OB erinnerte sich daran, dass ihm seinerzeit der Erfolgsroman "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" so besonders gut gefallen habe, da er die ganz andere Wahrnehmung von Frauen
deutlich mache. Über die feinen Unterschiede des Schnees, so Würzner, "können eben nur Frauen schreiben". Das hatte doch überraschenden Neuigkeitswert mit Bezug auf den dänischen Autor
Peter Høeg.
Die Vorsitzende desGEDOK-Bundesverbandes, Dr. Ursula Toyka-Fuong, hob hervor, dass die Widrigkeiten,
gegen die Künstlerinnen immer zu kämpfen hatten, keineswegs obsolet wären. Besonders Frauen, die nach der Kinder-Pause wieder zurückkehren wollten in ihren alten Beruf, stünden vor großen
Schwierigkeiten. Bis heute seien nur etwa halb so viele Frauen im Kunstbetrieb tätig wie Männer. Auch bei öffentlichen Ankäufen der Museen oder Aufführungen in Konzerten mache die Kunst
von Frauen nur etwa 10 % aus. Daher sei das interdisziplinäre Zusammenwirken in Heidelberg besonders hervorzuheben: "Die Heidelberger GEDOK ist eine kulturbildende Institution", so
Toyka-Fuong.
Ministerin Theresia Bauerschließlich, die später eintraf, lobte vor allem die ehrenamtliche Arbeit, die hinter der GEDOK stehe und sagte jede weitere Unterstützung zu. "Die
Arbeit ist sehr wichtig für eine offene, demokratische Gesellschaft", so die Ministerin. Gerade in Zeiten, möchte man hinzufügen, in der namhafte Künstler wie Sebastian Henning Frauen
"jegliche künstlerische Begabung" öffentlich absprechen und sich dabei auf Philosophen wie Frank Lisson beziehen, der die feste Meinung vertritt: "Kunst ist stets männlich". ("Die Zeit"
vom 16. Mai 2019). Die GEDOK sollte diesem offenen Rechtsruck auch in der Kunstszene standhaft und selbstbewusst entgegentreten.
Das sich anschließende Musikprogramm begann allerdings mit Mozart und endete mit Schumann - Robert, nicht Clara. Zählt man die aufgeführten elf (teils mehrsätzigen) Stücke des Programms
durch, so stammten sechs von Männern. Was soll man davon halten? Nadia Boulanger, Germaine Tailleferre, Katerina Pinosova, Olga Magidenko und Barbara Heller neben Lutoslawsi, Adolf Kern,
Ulli Götte und den bereits Genannten: Ein Schlag auch ins Gesicht jener Komponistinnen, die alljährlich mit dem "Heidelberger Künstlerinnenpreis" geehrt werden. Es sind inzwischen 27 an der Zahl,
darunter die namhaftesten der Gegenwart. Immerhin konnte die Uraufführung von drei kleinen Stücken für Blockflöten und Klavier von Katerina Pinosova realisiert werden, die eigens für
diese Veranstaltung geschrieben wurden.
Im Foyer der Stadtbücherei konnte man unterdessen noch die Ausstellung der Netzwerkerinnen "(k)eine runde Sache" bewundern, zu der die Malerinnen Lisa Berger, Christel
Fahrig-Holm, Katja Hess, Hyseung Hyun, Susanne Jung, Petra Lindenmeyer und Philine Maurus jeweils einige Stücke beitrugen. Unter den Malerinnen jedenfalls scheint der Zusammenhalt
intensiver gepflegt zu werden als unter den Musikerinnen.
Koordiniert die Arbeit von rund 100 Künstlerinnen: Dorothea Paschen, Vorsitzende der Heidelberger GEDOK, in der Galerie der Künstlerinnenvereinigung an der Römerstraße vor einem großformatigen Gemälde von Inock Kim-Seifert
Die GEDOK Heidelberg wurde vor 90 Jahren gegründet - Gespräch mit der Vorsitzenden Dorothea Paschen über das Jubiläum
Von Volker Oesterreich
Heidelberg. 1926 von der Kunstförderin Ida Dehmel gegründet, gilt die GEDOK als ältestes und größtes Netzwerk von Künstlerinnen der Sparten
Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Musik, Literatur und Darstellende Kunst. Die fünf Buchstaben der Organisation stehen für die "Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlervereine aller
Kunstgattungen". Europaweit hat sie rund 3000 Mitglieder, ca. 100 davon gehören zu der vor 90 Jahren gegründeten GEDOK Heidelberg. Den Anstoß zum Regionalverband gab die Musikerin Stephanie Pellissier. Das Jubiläum der GEDOK Heidelberg wird mit einer Reihe
von Veranstaltungen gewürdigt. Vorsitzende des Regionalverbandes ist die Schauspielerin und ehemalige Kommunalpolitikerin Dorothea Paschen. Im Gespräch mit der RNZ skizziert sie die
Arbeitsschwerpunkte.
Frau Paschen, können Sie erkennen, ob ein Kunstwerk von einer Frau oder von einem Mann stammt? Oder anders gefragt: Gibt es spezifisch
weibliche Schreib-, Mal- oder Spielweisen?
Bei der Bildenden Kunst kann ich das nicht feststellen, und ich denke, das geht allen so. Bei der Literatur ist es vielleicht etwas anders,
wobei Romane, Gedichte, Erzählungen oder Stücke aus so vielen Perspektiven und mit so unterschiedlichen Intentionen geschrieben werden, dass auch in diesem Bereich nicht immer auf den ersten
Blick klar ist, ob die Texte von Frauen oder Männern geschrieben wurden.
HINTERGRUND
Ausstellungen von Schwetzingen bis nach Bad Rappenau geplant
Als nächste Ausstellung zeigt die GEDOK Heidelberg vom 13. April bis zum 10. Mai das Schmuckprojekt "Louvrette" von Silke Prottung in Zusammenarbeit mit 20 KünstlerInnen aus
aller Welt. Liliana Geiss (zweite GEDOK -Vorsitzende) und Yvonne Weber sprechen morgen bei der Vernissage um 19 Uhr in
Die MeToo-Debatte hat große Teile der Kulturszene erfasst. Spüren Sie das auch in der GEDOKHeidelberg?
Eher nicht. Wir sind natürlich offen für alle Debatten. Und wenn wir von einem Missbrauchsfall im direkten Umkreis hören würden, wären wir sofort solidarisch. Aber bisher ist uns kein solcher
Fall bekannt, zum Glück!
Was tut die GEDOKfür ihre Mitglieder? Und umgekehrt: Was tun die
Mitglieder für die GEDOK?
Wir sind eine gemeinnützige Organisation und verstehen uns als "Netzwerkerinnen". Unter diesem Motto steht auch das Jubiläumsprogramm. Es geht darum, dass alle Sparten zueinanderfinden und
voneinander profitieren, etwa wenn gemeinsam Performances, Aufführungen, musikalische Darbietungen oder Ausstellungen erarbeitet werden. Wir helfen uns auch gegenseitig beim Hängen der Bilder
oder bei der Aufsicht während der Öffnungszeiten unserer Galerie an der Römerstraße. Wir haben ja drei Mal pro Woche geöffnet.
Unter welchen Bedingungen kann man/frau Mitglied werden?
Man muss einen Aufnahmeantrag stellen. In der Bildenden Kunst werden pro Jahr ein bis drei Künstlerinnen aufgenommen. Derzeit stehen aber etwa 20 auf der Warteliste. Eine Jury entscheidet über
die Aufnahme, und wir achten darauf, dass auch externe Experten beteiligt werden. Entscheidend ist, wie gearbeitet wird, ob schon ausgestellt wurde, ob Kritiken vorliegen. Bei Schriftstellerinnen
fragen wir nach bereits erschienenen Texten. Bei Musikerinnen ist beispielsweise eine CD hilfreich.
Gibt es ein Kuratorium für die Auswahl von Lesungen oder Exponaten?
Ja, auch darüber wird beraten. Von den Neumitgliedern gibt es zunächst Gruppenausstellungen, später wird über Einzelausstellungen gesprochen. Einzelausstellungen laufen bei uns sechs
Wochen.
Besonderheit der GEDOK Heidelberg ist die eigene Galerie an der
Römerstraße 22. Diese Möglichkeit hat nicht jeder Regionalverband - oder?
Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir die Galerie mieten können, bezahlt wird die Miete von Mitgliedsbeiträgen. Vorher hatte hier die Künstlerin Marina Volkova ihr Atelier, und als sie den Raum
nicht mehr nutzen wollte, konnten wir den Vermieter von unserem Galerie-Konzept überzeugen. Wir haben alles selbst renoviert, alles auf ehrenamtlicher Basis.
Tut Heidelberg genug für die zeitgenössische Kunst?
Man kann ja nie genug tun für die Kulturförderung. Heidelberg hat Kulturrichtlinien entwickelt, und das funktioniert ziemlich gut. Natürlich wäre es schön, wenn es städtische Räume in deutlich
größerem Rahmen für die Präsentation zeitgenössischer Kunst gäbe. Für unsere Veranstaltungen gibt uns die Stadt einen jährlichen Zuschuss.
Hat sich die Situation für GEDOK-Schriftstellerinnen durch die Aufnahme
der Literaturstadt Heidelberg ins Unesco-Netzwerk kreativer Metropolen verbessert?
Netzwerkarbeit ist immer sinnvoll: innerhalb der GEDOK, aber natürlich auch auf der internationalen Ebene der Literaturstädte. Auf diese Weise haben Schriftstellerinnen die Möglichkeit, besser
bekannt zu werden.
Und hier vor Ort?
Wir sind froh, dass wir den Hilde-Domin-Saal der Stadtbücherei zwei Mal pro Jahr für größere Veranstaltungen nutzen können, sind aberweiter auf der Suche nach Kooperationsmöglichkeiten.
Lesung mit Adriana Carcu, Gerhild Michel, Sonja Viola Senghaus, Marion Tauschwitz
Musikalische Begleitung Ute Schleich, Flöte
Schon immer gab es Fremde in den Völkern und schon immer fühlten sich Völker von ihnen bedroht.
Im 19. Jahrhundert war es die zunehmende Industrialisierung und der Fortschritt, der die Menschen aus ihrer vertrauten Umgebung verdrängte.
Die Romantiker suchten nach Möglichkeiten, dieser Welt im Geiste zu entfliehen. Die Freiheit der schöpferischen Phantasie und die subjektive Gefühlswelt des Individuums wurden zum
Ausgangspunkt ihrer Dichtung. Als Beleg zitierte Gerhild Michel Gedichte von Eichendorff, Brentano und Heine, alle mit dem Titel „In der Fremde“.
Die in Rumänien geborene Autorin Adriana Carcu las ein Fragment aus der von Shakespeare vor 500 Jahren geschriebenen Rede gegen die Fremdenfeindlichkeit und eine eigene Geschichte über einen
Fremden, der einen Monat in ihrem Haus gelebt hatte. Sie definierte das Ereignis mit den Worten: „Es ist ein beruhigendes Gefühl, einen Abend mit Leuten zu verbringen, die wissen, dass wir fast
überall Fremde sind und nur Freundlichkeit die Welt retten kann.”
Sonja Viola Senghaus las eigene Gedichte aus ihren Lyrikbänden „Licht-Flügel-Schatten und Sprachruder“. Aus „Ungefähr ohne Tod im Schatten der Bäume“ von Christoph Meckel und „wo ich jetzt bin“
von Helga M. Novak stellte sie deren Texte über ihre Situation vor, in einem geteilten Land zu leben.
Das Musikstück „Raindance“ mit Blockflöte und Stimme von der Komponisten Nicola Termöhlen unterstrich hier die Zerrissenheit dieser Gefühle.
Den Abend beendete Marion Tauschwitz. Sie spürte alten Fragen nach: Brauchen wir Fremde? Und überlässt König Stephan von Ungarn die Antwort: „Ein Land mit nur einer
Sprache und einer Sitte ist schwach und gebrechlich. Darum ehre die Fremden und hole sie ins Land.“
Der Bogen zum Hier und Jetzt mit Texten über Flucht, Traumata und Ankommen war schnell geschlagen. Das Phänomen ist nicht neu, doch verlangt stetigen Einsatz und unsere Worte des Erinnerns. Ute
Schleich setzte mit sorgfältig ausgewählten Musikstücken musikalische Kontrapunkte und schaffte gelungene Übergänge zu den Textbeiträgen der Literatinnen. Wieder ein rundum geglückter
eindrucksvoller Abend.
G.M.
12.03.2019, 06:00 Uhr RNZ
REZENSION der Ausstellung von Inock Kim-Seifert
Foto : Inock Kim-Seifert vor ihrem Großformat (Ausschnitt) "Details der Welt und Kulturgeschichte", das um 2012 entstand. Foto: Matthias Roth
_______________
Von Matthias Roth
Heidelberg. In der 5. Klasse lernte sie Klavierspielen, in der 6. mit Tusche zu zeichnen. Damit galt sie im Süd-Korea der 1970er Jahren als privilegiert: Denn das Land war nach dem Korea-Krieg
bitterarm, "ärmer als der Norden", so Inock Kim-Seifert im Gespräch, der ihre Heimatstadt Chun Cheon in der Nähe von Seoul mit politischen Flugblättern attackierte. Später machte sie sich
auf nach Sydney, um Grafik zu studieren, und sie verbrachte prägende Jahre in China und Malaysia. Das Schicksal führte sie bei einer Bergwanderung mit einem Deutschen zusammen, mit dem sie zwei
Jahre später nach Deutschland ging: Heute lebt die Künstlerin in Hirschberg an der Bergstraße.
Ihre Bilder signiert sie kurz mit "Inock", wie jetzt in der Heidelberger Gedok-Galerie am Römerkreis zu sehen ist. Der Name bezieht sich auf den Jade-Stein. Fotografie und Malerei sind
Inock Kim-Seiferts Hauptbetätigungsfelder, das eine bedingt zum Teil das andere.
"Freie Abstraktion mache ich eher zur Entspannung, in der Pause zwischen anderen Arbeiten", sagt sie ganz offen. An diesen "anderen Arbeiten" aber feilt sie sehr lange. Ihr Hauptwerk, ein
Diptychon von insgesamt drei mal zwei Metern mit dem Titel "Details der Welt und Kulturgeschichte" entstand um das Jahr 2012. Es scheint eine Momentaufnahme, eine Collage aus tagesaktuellen
Ereignissen - und doch ist es in der Zwischenzeit nicht unaktuell geworden. Eher - und leider! - im Gegenteil.
Die religiösen Konflikte haben noch zugenommen, die Gewalt ist fast zur Alltäglichkeit geworden: Im Zentrum des Bildes sieht man tanzende Derwische und buddhistische Mönche sowie einen Schamanen,
dahinter eine "Demonstration" jemenitischer Frauen, die für das Recht eintreten, ihre Töchter schon unter 17 Jahren verheiraten, das heißt: verkaufen zu dürfen. Links sitzen Lady Gaga und eine
Bettlerin vor der "Bild"-Kampagne "Wir sind Papst", während ein Kind im Eiswasser "getauft" wird. Man findet auf diesem Großformat auch 9/11, eine fliegende Kuh und die untergehende Titanic (zwei
Filmzitate) oder eine Frau, die von Polizisten misshandelt wird: Der Wahnsinn dieser Welt wird hier zur Ikonografie unserer Gegenwart. Dass Hieronymus Bosch Inock Kim-Seifert am meisten
beeinflusste, wundert nicht.
Jahrgang 1961, ist Kim-Seifert eine eminent politische Künstlerin, das zeigen auch andere Arbeiten in dieser Ausstellung. Etwa die "Geschenke des Kaisers", eine Collage, die sich auf die
Versklavung von Frauen für den japanischen Kaiser im Zweiten Weltkrieg ("Trostfrauen") bezieht. Ihre Bildmotive findet Kim-Seifert in Zeitungen und anderen Medien. Mit Acrylfarben bannt sie sie
tagebuchartig auf die Leinwand, wo sie uns daran erinnern: Das sind wir, das ist unsere Welt und unsere Gegenwart. Wenn wir sie ändern wollen, müssen wir jetzt damit beginnen.
Info: Gedok-Galerie Heidelberg, Römerstraße 22, bis 6. April.
Lieteratinnen der GEDOK beim internationalen Frauentag 8.3.2019
Freitag, den 8. 3. 2019 18 Uhr GEDOK Galerie, Römerstraße
LESUNG Netzwerkerinnen „Literatur“
in der GEDOK Galerie stellen Literatinnen der GEDOK zum
Internationalen Weltfrauentag „starke Frauen“ vor
Vor einem großen interessierten Publikum las Adriana Carcu einen Text
über die von Angst- und Panikattacken heimgesuchten Virginia Woolf vor.
Gerhild Michel erinnerte an Marie Luise Kaschnitz, deren stetes Hinter-
fragen und ihre Aufforderung „Tretet aus euren Schuhen/schlagt neue Wege ein“ überzeugte.
Dorothea Paschen stellte Texte ihrer Mutter, Maria Wozak, vor. In Prag
aufgewachsen musste die kultivierte und gebildete Frau nach Kriegsende
als Mutter von 4 Kindern in Westdeutschland ein neues Leben aufbauen.
Sonja Viola Senghaus berichtete von Sarah Kirsch, ihren Lebensstationen
und zitierte einige Gedichte, deren poetische Schreibweise oft mit einem Schuss Ironie versehen ins Schwarze trafen.
Und Marion Tauschwitz erzählte von dem tragischen Leben der jungen
Jüdin Selma Meerbaum, die mit 18 Jahren in einem Arbeitslager in
Transnistrien/Rumänien starb und ergreifende Gedichte über ihre Sehnsucht nach Leben schrieb.
Ein bunt gemischter, sehr anregender Abend vor einem dankbaren Publikum. G.M.
Rezension in
SEGEBERGER BRIEFE No. 98, Jahrgang XXXVI,
1/2019, Februar: Zeitschrift für Kreatives Schreiben: Katharina Pinosova-Ruzickova "three poems" - drei Solostücke für
Blockflöte
(nach Gedichten von Sonja Viola Senghaus (Blick; Unentrinnbar; Vor dem Frühling),
Mieroprint Verlag EM 1270, Münster 2018
Zwei Silben "un". ... bar", dazwischen all das, was Leben verspräche, Stühle, Tisch, Bett, die verrück- antast-, benutzbar sein könnten: Immobiles Mobiliar. Dazu
im Notenbild zwischen zwei Tönen alternierende Tremoli, aufgestautes Beben, sich dem Textvorbild anverwandelnd. Erst die Bassblockflöte, dann Tenor- und Altflöte in den Folgesätzen, eine Musik
für Flöte allein, ohne Worte also - Musik spricht für sich; Gedichte haben ihren eigenen Klang. Sie korrespondieren, haben sich etwas zu sagen, aber ganz geht die Gleichung nicht auf. Zwischen
zwei Tönen, im Satzmittelteil, windet sich in 7/8-, 5/8-Taken, in minimalen Erweiterungen fluktierend, eine quälende Floskel, wie um, umsonst, die Fesseln zu sprengen. Die Dreiteiligkeit des
Satzes folgt nicht dem Strophenkonzept des Gedichts, sondern verzichtet auf die schlussfolgernde Coda, worin Lebensvergeblichkeit in der Unwiederbringlichkeit des "Ungelebten" kulminiert.
Im Eingangsstück zuvor wechseln sich Kurz- und Langzeilen von unregelmäßiger Takt- bzw. Silbenanzahl ab, lassen winterlich-nebelverhangene Hügellandschaft erahnen. Mit lautmalerischen Mitteln
wendet sich die Musik den Unwegsamkeiten des Geländes zu: Sputato-Stolpersteine, oszillierende "Silberschleier", Glissandi stehen für "Absurzgefahr".
Das Abschlussstück Vor dem Frühling wählt kleinteilig-schmeichelnde Gesten ("streichelt mich mit Zauberhänden"), durchsetzt mit spitzen
Staccato-Nadeln, "begrünte Eisblumen" über weite Strecken diatonisch-hoffnungsfroh.
Alle three poems sind Etappen einer" literarisch-musikalischen Winterreise", unter diesem Motto
wurden die Stücke am 17.12.2017 in der GEDOK-Galerie in Heidelberg von Almut Werner Werner, Wiesloch, uraufgeführt. Isa Rühling, (Blockflötistin,
Komponistin, Schriftstellerin)
RNZ 29.01.2019, 06:00 Uhr
Von Matthias Roth
Heidelberg. Sie muss täglich mit dem Hund raus. Einmal um den Block in der Heidelberger Weststadt. Dabei fiel der Künstlerin Vera Bonsen der Spieleladen unweit der Galerie auf, in der
sie nun ausstellt: Hier gibt es zerbombte Häuser und Kriegsgerät im Spielzeugformat zu kaufen, während andere, quietschbunte Kinderunterhaltung auf dem Sperrmüll landet oder auf Flohmärkten
feilgeboten wird.
In Erinnerung an die Novelle "The Turn of the Screw" von Henry James (Benjamin Britten hat sie zur Oper geformt), kreierte Bonsen für ihre jetzige Ausstellung in der Gedok Galerie am Heidelberger
Römerkreis ein Objekt mit gefundenen Spielsachen, die sie mattschwarz einfärbte. "Bly", nach dem Landgut der James-Story genannt, verströmt eine gruselige Atmosphäre. Ein Horrorspielplatz, dessen
Düsternis beängstigend wirkt: Der Froschkönig oder der blecherne Tanzkreisel haben ihre frühere Funktion eingebüßt und scheinen von Asche überzogen. Die Kindheitsträume sind ausgeträumt, alles
Spielerische scheint ausgelöscht.
Gegenüber diesem apokalyptischen Szenario setzt das "Triptychon II" an der Wand dahinter einen eher spirituellen Akzent: Die drei Tafeln (insgesamt 125 x 185 cm) in tiefdunklem, mattem Blau
unterscheiden sich nur im Detail. Hier wurden unzählige Einzelteile aus Modellbau-Pappe ausgeschnitten und miteinander verklebt, sodass eine in den Raum ragende Oberflächenstruktur entstand. Das
intensive Blau leuchtet magisch vor dem hellen Hintergrund, gibt aber sein Geheimnis letztlich nicht preis.
Spielzeug begegnet einem auch an anderer Stelle in dieser Ausstellung. Die kleine Armee aus schwarz bemalten japanischen Winkekatzen, deren weiße Pfoten immer einen Nachbarn tangieren, winken
nicht im gleichen Takt, aber wie bei György Ligetis "Poème Symphonique" für 100 Metronome bilden sich immer wieder Gruppen gleich schwingender Puppen, die ihren Vorderleuten kräftig auf den Kopf
hauen. Die politische Aussage dieser Installation mit dem Titel "Freestyle Cruising", der sich nicht nur gegen den Gruppenzwang auf Kreuzfahrtschiffen richtet, ist offensichtlich.
Man merkt Vera Bonsens Arbeiten die frühere Beschäftigung mit dem Theater an: Die gelernte Bühnen- und Kostümbildnerin hatte Aufträge etwa in Hannover oder in Bregenz, bevor sie sich davon
zurückzog: "Zu stressig", sagt sie im Gespräch. Seither lebt und arbeitet die Heidelbergerin in der Weststadt. Die Galerie Grewenig zeigte kürzlich ihre filigranen Papierarbeiten: Ähnliche
"Papercuts" sind nun in Kästen auch in der Gedok Galerie zu sehen. Dabei sind verschieden farbige Papiere mit dem Skalpell in feine Streifen geschnitten, oft in mehreren Lagen übereinander.
Spiegel verstärken die Raumwirkung.
Mehrere konstruktivistische Formstudien in Öl ergänzen die Einzelausstellung in der Römerstraße und zeigen die große Bandbreite dieser Künstlerin, die auch von Baumärkten fasziniert ist: "Das ist
eine große Inspirationsquelle für mich", sagt sie. Die verschiedenen Materialien, Schauben und Winkel, überhaupt die handwerkliche Arbeit fesseln sie, die sich von Künstlern wie François Morellet
oder Julius Popp beeinflusst sieht: Die naheliegenden Henry Matisse (Papier) oder Yves Klein (Farbe Blau) hingegen interessieren sie kaum. "Dann eher eine Stadt wie Venedig", wo sie auch
studierte. "Diese morbide Vielschichtigkeit von Formen und Farben, das ist es."
RNZ 22.12.2018, 06:00 Uhr
Auch Lisa Berger beschäftigt sich mit der Buchstabenkunst: Ihre Papiertüten sind schon von außen durch das Schaufenster zu sehen. Foto: Philipp Rothe
Von Gutenberg bis zum QR-Code
Künstlerinnen setzen sich mit dem Thema Druck auseinander
Von Elena Treiber
Heidelberg. Sieben Künstlerinnen setzen sich in der Ausstellung "550 Jahre Gutenberg - aktuelle Positionen" mit der Erfindung des Buchdrucks auseinander. Gutenbergs Druck mit beweglichen
Lettern zählt zu den Meilensteinen der Kulturgeschichte, Reformation und Aufklärung wären ohne ihn nicht denkbar. Die in der Galerie der Gedok Heidelberg e.V. gezeigten Werke
reichen von Malerei und Druck bis hin zu Raum- und Video-Installation.
Liliana Geiss malt in Smartphones versunkene Figuren, zwischen denen keine Kommunikation zustande kommt. Starke, in Flecken aufgetragene Farbkontraste lassen die Leinwand wie
Handybildschirme flimmern. Der radierte Bilderzyklus von Christel Fahrig-Holm ist inspiriert von Goethes Gedichtband "Suleika". Figürliche und typografische Elemente mit Zitaten aus
Goethes Gedichten werden verbunden, sodass Text und Bild miteinander korrespondieren.
Sabine Friebe-Minden zeigt Prägedrucke auf Büttenpapier. Binärcodes in Form von Nullen und Einsen werden kombiniert mit Tuschelandschaften und handgeschriebenen Textfragmenten. Diese
zitieren Schriftsteller, die sich über den Buchdruck und dessen digitale Weiterentwicklung äußern. Lisa Bergers Installation besteht aus Papiertüten, die mit Metalllettern bedruckt sind.
Wiederum wird Goethe zitiert - in kleinen Buchstaben: "was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen". Bewusste Rechtschreibfehler stellen das gedruckte Wort im
Zeitalter von "Fake-News" in Frage.
Auch Anna Riebel-Mehnle interpretiert die beweglichen Lettern Gutenbergs um, indem sie das Alphabet in Schaumstoffbälle ritzt. Diese werden in Tusche getaucht und an eine Stoffwand oder
auf Papier geworfen. Ihr Vorgehen hielt die Künstlerin filmisch fest. Als medienübergreifende Installation verdeutlicht sie so auch den Entstehungsprozess. Die Video-Installation von
Brigitte Satori-Constantinescu thematisiert die Informationsgeschwindigkeit im digitalen Zeitalter. Der in verschiedene Sprachen übersetzte Bibeltext "Im Anfang war das Wort" bewegt sich
über den Bildschirm. Er wird von Buchstaben, Schriftblöcken und Pixeln überlagert, die durch den Raum fliegen.
Birgit Sommer übersetzt auf ihren dreidimensionalen Papierobjekten Schlagzeilen in QR-Codes. Die Informationsdichte eines zweidimensionalen QR-Codes vervielfacht die Künstlerin in der
Dreidimensionalität. Kritisch, aber auch zukunftsorientiert setzen sich die Künstlerinnen mit Gutenbergs Kommunikationsmedium und seiner digitalen Fortentwicklung auseinander.
Bei einer Lesung zitierten Dorothea Paschen und Helga Karola Wolf aus Daniel Kehlmanns Roman "Tyll", der unverkennbar auf Till Eulenspiegel verweist. Dessen Geschichte gelangte dank
Gutenbergs Buchdruck bereits im 16. Jahrhundert zu weltweiter Bekanntheit.
Info: Die Ausstellung ist bis 5. Januar in der Galerie der Gedok, Römerstraße 22, zu sehen, mi
(außer am 26. Dezember) und fr 17-20 Uhr, sa 11-14 Uhr.
Caroline Laengerer in ihrer Ausstellung in der Gedok-Galerie Heidelberg, Römerstraße 22 (Römerkreis Süd). Foto: MR.
RNZ
Von Matthias Roth
Heidelberg. Sie kommt aus dem Allgäu und lernte als Kind bei ihrem Großvater den Umgang mit verschiedenen Materialien: Der Bildhauer, der Grab- und Denkmäler schuf, lud sie ein, sich
auszuprobieren. Auch wenn der Opa von moderner Kunst nichts hielt, setzte er offenbar das Samenkorn, das bis heute wächst und gedeiht: Die Künstlerin Caroline
Laengerer, ausgebildet in Mannheim und ihrer Geburtsstadt Isny, macht eine sehr materialhafte Kunst, die sich in Bildern genauso wie in Skulpturen ausdrückt und - ja, auch zwischen diesen
beiden Polen des Zwei- und Dreidimensionalen sich bewegt.
Am liebsten möchte man alles, was Caroline Laengerer macht, anfassen. Bei einigen Arbeiten, etwa den großen, gebrannten "Wachsenden Ringen", lässt sie es sogar zu: Geformt aus Paperclay,
einer Mischung aus Papier und Ton, die bei 1200°C gebrannt wird, sind die übermannshohen Stelen mit ihrer rauen Oberfläche Objekte, deren Außenhaut das Erdige, Verbrannte, Schlackige
hervorhebt.
Der Effekt ist vulkanisch, archaisch, haptisch vom Äußeren her. Aber in der Form scheinen sie organisch, fast filigran und elegant-feingliedrig ausbalanciert. Und sie sind mit Kreisen
übersäht, die auf den ersten Blick wie ein zufälliges Naturprodukt erscheinen, dem zersägten Inneren eines Steins ähnlich.
Doch die Kreise sind auf den Licht absorbierenden, körnigen Untergrund gemalt. Das Thema Kreise und Ringe zieht sich durch die ganze Ausstellung, die in der Heidelberger Gedok-Galerie zu
sehen ist. Es wurde durch die Rilke-Verse "Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, / die sich über die Dinge ziehn" inspiriert.
Doch nicht nur diese Dichtung bewegte die Künstlerin: Es ist in ihren Bildern und bildähnlichen, mehrschichtigen Objekten auch immer die Natur selbst, die eine besondere Rolle beim Entstehen
der Arbeiten spielt. Sie ist ein Ausgangspunkt, und Sand (den sie auch aus verschiedenen Ländern mitbringt und verarbeitet) als geophysikalisches Endprodukt feststofflicher Existenz ein
bevorzugtes Material in dieser Ausstellung.
Info:Gedok-Galerie Heidelberg, Römerstraße 22, bis 24. November. Gespräch mit der Künstlerin am
Sonntag, 11.11., 11 Uhr; Konzert am 13.11., 20 Uhr; Finissage am 24.11., 17 Uhr.
Elsa Becke, Ausstellung LandArt, RNZ 2018
rnz oktober 2018
Bei der Göttinger Jahrestagung 2018 des PEN-Zentrums wurde unsere GEDOK Literaturbeirätin Marion Tauschwitz in das PEN-Zentrum Deutschland und damit gleichzeitig in den
internationalen PEN-Club gewählt.
Um PEN-Mitglied werden zu können, müssen sich mindestens zwei Bürgen für den Neuzugang einsetzen. Im Rahmen der jährlichen Jahrestagung des PEN wird man in Abwesenheit
vorgeschlagen und berufen. Beurteilungskriterium für die Aufnahme in den PEN Club ist primär die publizistische Leistung, ausgewählte Bücher werden bei der Zuwahl präsentiert, das Gesamtwerk
beurteilt. Darüber hinaus zählt das Engagement eines Autors, das zur Charta des internationalen PEN-Zentrums passen muss.
Die GEDOK Heidelberg gratuliert herzlich. Foto: RNZ
Ausstellung Künstlerinnen Bücher Januar15/ Februar 2016
"Frauenliteratur" von Petra Lindenmeyer in der Galerie Treff.Punkt-Kunst. Foto: Lucie Landeck.
Literatur, Musik und bildende Kunst: Der Verein GEDOK unterstützt spartenübergreifende
Kunst von Frauen in seiner ersten Heidelberger Galerie.
Sophia, die Göttin der Weisheit, wacht derzeit über die Galerie „Treff.Punkt-Kunst“ in der Römerstraße 22. Gestaltet wurde sie von Angelika Karoly, die auch Fotodrucke auf Stoff mit
Texten kombiniert. Wie die anderen acht Künstlerinnen der Ausstellung „Künstlerinnen Bücher“ präsentiert sie das Zusammenspiel aus Literatur und bildender Kunst. Die Galerie gehört
zum GEDOK e.V., einem Verband, der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer.
Dieser Verein wurde bereits 1926 von der deutschen Jüdin und Frauenrechtlerin Ida Dehmel gegründet. Sie selbst schrieb Gedichte . Inzwischen ist ihr Verein das älteste und größte
Netzwerk von Künstlerinnen in verschiedenen Gattungen. Aktuell fördert der Verein Literatur, darstellende, angewandte und bildende Kunst, sowie Musik. Er versteht sich als Bindeglied
zwischen Künstlerinnen und Öffentlichkeit mit dem Ziel, künstlerische Talente von Frauen unter der Berücksichtigung ihrer oft besonderen Lebens- und Arbeitssituation gezielt zu
fördern. „Künstlerinnen haben es gegenüber Künstlern immer noch schwer, sich einen Namen in der Szene zu verschaffen. Durch die Präsenz der GEDOK in zahlreichen deutschen Städten und
direkten Kontakt zu Förderern und Stiftern, kann der Weg einer Künstlerin erleichtert werden“, berichtet eine der ausstellenden Künstlerinnen und Mitglied der GEDOK.
Nach 87 Jahren in Heidelberg bezog der Verein im April letzten Jahres die erste eigene Galerie „Treff.Punkt-Kunst“. Da die Räumlichkeiten mit mehreren Ausstellungen erfolgreich
angenommen wurden, wollte Claudia Nuovia, aktives Mitglied der GEDOK, ihr Vorhaben in die Hand nehmen, die einzelnen Gattungen in ihrem künstlerischen Schaffen zusammenzuführen. So
entstand die Idee der „Künstlerinnen Bücher“. Nuovia selbst stellt dort ihre Künstlerbücher aus, in denen sie Konzerte simultan skizziert. Sie sieht sich als Werkzeug zur Darstellung
der Klänge. Die Musik geht ihr ins Ohr und erscheint durch ihre Hand in einer neuen Form. Die entstandenen Werke lässt sie nach dem Konzert von den Musikern signieren. „Interessant
dabei ist, dass die Musiker sich und ihr Instrument intuitiv in den Skizzen wiedererkennen“, erzählt die Künstlerin. Betrachter finden in den Büchern Musik für die Augen und
Musiker,(P)Artituren, die gelesen werden können.
Für Nuovia war sofort klar, dass diese Ausstellung auch einen Workshop und Lesungen beinhalten sollten. Sie stellte anderen Künstlerinnen die Aufgabe, einfach etwas aus nur einem
Blatt Papier zu kreieren.
Isolde Ott fand dabei Inspiration für ihr Objekt „Stein“. Sie faltete, schnitt und riss Papier verschiedener Arten und durchzog dieses Gebilde mit einem roten Band. Dieses
beschriftete sie mit dem Gedicht „Stein“ der Poetin Gerhild Michel. Dieses Werk ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Künstlerinnen durch die Aufnahme anderer Gattungen neue Ebenen
ihrer Kunst erreichen können und neue Kunstformen entstehen. „Bücher sind für mich faszinierende Objekte. Durch das Blättern in ihnen kann ich jeden Tag ein anderes Kunstwerk
betrachten“, sagt Nuovia zum Abschied.
Pressemitteilung der GEDOK e.V. Bonn, den 07.03.2016
Die GEDOK e.V. ist mit mehr als 2.600 Mitgliedern in 23 Städten Deutschlands das älteste und europaweit größte Netzwerk der Künstlerinnen und
Kunstförderer der Sparten Bildende Kunst, Angewandte Kunst / ArtDesign, Interdisziplinäre Kunst / Darstellende Kunst, Literatur und Musik.
Im Jahr 2016 feiert die GEDOK ihr 90-jähriges Jubiläum. Die Künstlerinnenvereinigung wurde 1926 in Hamburg von der deutschen Jüdin Ida Dehmel
(1870–1942) als „Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen“ gegründet. Dehmel führte einen glanzvollen Salon in der Hansestadt und setzte sich
zugleich vehement für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Künstlerinnen ein. Mit Gründung der GEDOK entstand ein öffentliches Forum für Malerinnen wie Alma del Banco, Anita
Rée, Charlotte Behrend-Corinth oder Clara Westhoff-Rilke. Käthe Kollwitz war ebenso prägendes Mitglied wie Ricarda Huch, Annette Kolb oder die Tänzerin Mary Wigman.
Der Verband versteht sich auch heute als Bindeglied zwischen Künstlerinnen und der Öffentlichkeit. Mit zahlreichen interdisziplinären
Kunstprojekten, Ausstellungen, Lesungen und Konzerten bundesweit rückt die GEDOK das Werk und die Leistung ihrer Künstlerinnen erfolgreich ins Rampenlicht. Kunstpreise, wie der „Dr. Theobald
Simon Preis“ für Bildende Kunst, der „FormART Klaus-Oschmann Preis“ für Angewandte Kunst und der „Ida Dehmel Literaturpreis“ ermöglichen die kontinuierliche Weiterführung des Fördergedankens der
GEDOK, hoch qualifizierten Künstlerinnen – unabhängig von Alter und Lebensphase – den Weg in die Öffentlichkeit zu erleichtern und einem herausragenden Werk Anerkennung zu verschaffen.
Dank ihrer reichen Erfahrung in Sachen Kunstförderung und Networking ist die GEDOK auch ein Magnet für junge Künstlerinnen, die noch am Anfang
ihrer Karriere stehen und von gemeinsamen Kunst-Projekten und Kunst-Publikationen profitieren.
Zu den bekannten GEDOK-Künstlerinnen gehört unter anderem die Multimedia-Künstlerin Prof. Ulrike Rosenbach, derzeitige Präsidentin der GEDOK.
Von der GEDOK ausgezeichnete bekannte Literatinnen sind u.a. Herta Müller, Ulla Hahn und Hilde Domin.
Die GEDOK ist Mitglied im Deutschen Kunstrat und im Deutschen Musikrat und engagiert sich darüber hinaus in anderen nationalen und
internationalen Kultureinrichtungen und politischen Gremien für ihre Mitglieder. Damit verfolgt der Verband das Ziel, die besondere Lebens- und Arbeitssituation von Künstlerinnen zu verbessern.
Sie setzt sich ein für die gendergerechte Gestaltung aller Bereiche künstlerischen Schaffens.
Ein spannendes Jubiläumsprogramm erwartet Kunstinteressierte in den GEDOK Galerien und Präsentationsräumen der regionalen Gruppen in 23
deutschen Städten und anlässlich der GEDOK Mitgliederversammlung 2016 in Leipzig.
Weitere Informationen:
GESCHÄFTSSTELLE DES BUNDESVERBANDES GEDOK e. V.
Haus der Kultur
Weberstraße 59 A
53113 Bonn
Tel. 0228 - 261 87 79
Fax. 0228 - 261 99 14
www.gedok.de
Heidelberger Gedok präsentieren Ausstellung zum Thema "Summertime"
Positive Stimmung und fröhliche Farben bestimmen die Werke, die in der Galerie am Römerkreis zu sehen sind.
04.08.2015, 06:00 Uhr RNZ
Einen spontanen Eindruck hinterlassen Ulrike Götterts Stillleben, hier die Gouache "Senegal". Foto: Friederike Hentschel
Von Heide Seele
Helle Farben, freundliche Themen - und alles von Frauen gemalt! Das vorgegebene Thema "Summertime" hat die Mitglieder der Heidelberger Gedok sichtbar beflügelt. In der neuen
Weststadt-Galerie am Römerkreis zeigen acht Künstlerinnen ihre positive Stimmung ausstrahlenden Arbeiten.
Ins Auge fallen die großen Feigen, die Christel Fahrig-Holm zuerst fotografiert hatte, bevor sie die Früchte sensibel auf Leinwand malte in grün schattiertem, fein strukturierendem Geäst.
Natur holt sie dicht heran. Es sind keine exotischen Gefilde, die das neue Gedok-Mitglied hier zeigt. Die Früchte hängen in einem Heidelberger Garten. Agnes Pschorn dagegen bietet in
ihrem Triptychon Figürliches mit einer Tänzerin, die kühne Sprünge und einen Spagat hinlegt und sich damit aus der Fläche entfernen zu wollen scheint. Die Szene verbreitet Frohsinn
aufgrund ihrer Bewegtheit, aber auch wegen ihrer Farbigkeit.
Elsa Becke, die auch zahlreiche Fotos mit aussagekräftigen Ausschnitten mitbrachte, widmet sich dagegen der Natur, von der sie unmittelbar umgeben ist, und malt ihre Bilder in mehreren
Schichten. Die Flusslandschaft, die sie sich künstlerisch anverwandelt, liegt buchstäblich vor ihrer Haustür. Nicht nur aus diesem Grund ist ihre Sinfonie in Grün von spürbarer
Authentizität geprägt.
Ruth Groß lädt in ihrem "Traum", einem sensiblen Malfest in Blautönen (Öl auf Acryl), das Auge zum Schweifen über Wolken und Meer ein und differenziert die Farbe der Ferne nach Kräften
aus. Damit animiert sie den Betrachter zum genauen Hinsehen. Ihre "Blue Mountains" verbreiten traumhafte Stimmung und erscheinen wie eine Verbeugung vor Caspar David Friedrich. Während
Sabine Friebe-Minden in ihrem "Gen Süden" genannten, grün-weiß-gelben Acrylbild den zunächst fast idyllisch erscheinenden Farbeindruck durch eine unübersehbare Rasanz aufbricht, widmet
sich Katja Hess zwei - wieder nach Fotos gemalten - Kindern am Strand. Sie verkörpern Sommersonnenfreude und hopsen fröhlich herum. Ulrike Göttert zeigt offenbar spontan entstandene
Impressionen, zu denen sie 2011 auf einer Reise in den Senegal angeregt wurde: Die Gouachen auf Leinwand, von denen es eine ganze Mappe gibt, erscheinen wie Stilleben, sind pastos (auch
mit viel Deckweiß) gemalt und verraten das Temperament ihrer Schöpferin.
Die letzte im Bunde ist Petra Lindenmeyer mit ihren Stoffobjekten, die in reicher Zahl auch in den Fenstern ausliegen. Korallen, Seetiere, Fadenschnecken, Blumentierchen und
Flussperlmuscheln sind Beispiele ihrer originellen Objektkunst. Man kann ermessen, wie viel Zeitaufwand und handwerkliches Können für ihre Herstellung erforderlich sind. Im Alten
Heidelberger Hallenbad läuft von ihr übrigens gerade eine Ausstellung über eine "bedrohte Art": die Badekappe.
Fi Info: Gedok-Ausstellung Heidelberg. Römerstraße 22, bis 4. September.
Ausstellung "Transparenz" in der Gedok Galerie "Treff.Punkt-Kunst"
RNZ, 30.6. 2015 (Kaz)
Eröffnung der Gedok Galerie "Treff.Punkt-Kunst"
Ausstellung "Staubfänger" Oktober 2014
Ausstellung Face to Face August/September 2014
Ausstellung Konservierung Mai/Juni 2014
Ausstellung "Zu Flucht" Januar 2014
Melden Sie sichhierzum NEWSLETTERder GEDOK-Heidelberg e.V. an und Sie erhalten 1 -2 mal pro
Monat aktuelle Informationen zu unseren Veranstaltungen. Einfach abmelden können Sie sich, wenn Sie hier klicken!
Folgen Sie unserem Blog und auch: