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outsider art im Museum Haus Cajeth: Fevronia Soudia, Natálie Schmidtová, Milada Schmidtová

 

Vernissage im Museum Haus Cajeth 

»Im Osten geht die Sonne auf«.

Fevronia Soudia aus der Ukraine

und Natálie Schmidtová mit Tochter Milada

Freitag, den 24. Februar 2023 um 19.00 Uhr

  

Zur Eröffnung sprechen Barbara Schulz, Dr. Andrea Edel und Susan Besara. Den musikalischen Rahmen gestaltet Elisabed Mamradze, Klavier. 

Ausstellung vom 24. Februar - 10. Juni 2023 

 

Museum Haus Cajeth, Haspelgasse 12, 69117 Heidelberg   www.cajeth.de

Museum-Haus-Cajeth@online.de   Telefon 06221-4307134 oder 06221-24466 

 

Freundeskreis Literaturhaus Heidelberg e.V. freundeskreis@literaturhausheidelberg.de

In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft der Freunde des Museum Haus Cajeth e.V. Gefördert durch die Stadt Heidelberg/Kulturamt 

 

Fevronia Pelechok wurde 1911 in Loujok-Gorichny geboren, einem kleinen Dorf in der Ukraine. Acht Jahre alt wurde sie im polnisch-ukrainischen Krieg nach Krakau verschleppt, 1941 nach Berlin. Im Bombenhagel der letzten Kriegstage floh sie nach Frankreich. Sie heiratete einen Fremdenlegionär und arbeitete als Putzfrau und Küchenhilfe in verschiedenen Großstädten, zuletzt in Paris, bei Antoinette Appert.

In der Galerie Antoinette in der Rue Jacob sahen wir 1974 zwei kleine Pappen, signiert von Fevronia Soudia, und kauften sie.

Ich besuchte Mme. Soudia immer wieder in der Rue de Torcy im 18. Arrondissement. Sie mochte mich, weil ihre Bilder uns so gut gefielen.

Schwere Träume von Erdbeben, Bodenlosigkeit, Weltuntergang, Sintflut, sie selbst von Wassermassen mitgerissen, an einen Baumstamm geklammert, um nicht zu ertrinken, wilde, feuerspeiende Ungeheuer am Himmel - dann Errettung durch Engel und Heilige, die aus den Wolken schwebten, Kirchentüren öffneten. Erlöst sah sie sich vor einem Priester niederknien.

Diese nächtlichen Bilder mussten gemalt werden. Im Laufe der Jahre flocht sie ihre Kindheit ein, das Dorf in Galizien, die Erzählungen aus alten Zeiten, von Zaren, Kosaken, Popen, Mönchen, Bräuten, Prinzessinnen, kleinen Kindern.

 

Natálie Maslikova wurde 1895 als zwölftes Kind ihrer Eltern in Dobrinka in Zentralrussland geboren. Sie war elf Jahre alt, als die Familie mit Pferd und Wagen nach Sibirien aufbrach um dort zu siedeln. Nach zehn Jahren harter Arbeit in Eiseskälte starb der Vater, die Mutter zog mit den noch lebenden Kindern zurück in die alte Heimat. Natálie wurde Kindermädchen bei wohlhaben- den Familien am Schwarzen Meer.

In Prokurowka lernte sie den böhmischen Kriegsgefangenen Hugo Schmidt kennen, sie heiratete und zog mit ihm in seine Heimat, die Tschechoslowakei.

Als sie bei Tochter Milada Drucke von zeitgenössischen Kunstwerken sah, malte sie 1944 ein erstes Aquarell auf Papier. 1946 wurden ihre Bilder in Prag gezeigt, im Kunstverein auf der Moldauinsel unter dem Hradschin. 1947 widmete Pierre Loeb in seiner Galerie in der Rue Bonaparte in Paris ihr eine erste Einzelausstellung.

Egon Hassbecker hatte 1968 auf der Buchmesse in Frankfurt ein Buch über Naive Kunst entdeckt. Ein tanzender Pandur von Natálie Schmidtová war in das Leinen des Buchdeckels geprägt, den Umschlag zierte der Dudelsackpfeifer dazu. In seinen Lebenserinnerungen hat er seine Begegnungen mit Natálie Schmidtová beschrieben, die sommerlichen Tage mit Sohn Johannes in ihrem Holzhaus in den Böhmisch-Mährischen Höhen.

Natálie Schmidtová und Fevronia Soudia haben Lesen und Schreiben nicht gelernt. Ob ihnen der Ausdruck in den Sprachen ihrer neuen Heimat zufriedenstellend gelang, wissen wir nicht. In ihren Bildern haben sie die Welten ihrer Kindheit und Jugend kunstvoll mit dem Leben in der Fremde verwoben.

Sie haben ihre Stimme erhoben, haben ihr Leben gefeiert mit ihrem ganz persönlichen eigenen Lied, mit eigener Melodie - eins mit sich und der Welt.   Barbara Schulz

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